Selbstmotivation kann man lernen – aber wie?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Schulgewohnheit teilen wir wohl alle: eine Aufgabe so zu erledigen, dass wir keinen Ärger weder vom Lehrer noch von den Eltern kriegen.

Diese Eigenschaft verfolgt uns auch nach der Schule: in der Universität müssen wir den Kurs bestehen oder eine schriftliche Arbeit mit einer möglichst guten Note hinbekommen; bei der Arbeit sollten wir unsere Kollegen nicht nerven und uns an Termine und Deadlines halten, oder die Aufgaben so erfüllen, dass wir wenigstens niemandem schaden. Auch wenn man selbstständig wird, hat man den finanziellen oder wettbewerblichen Druck, der einen dazu zwingt, alle Pflichten auf beste Weise in Erfüllung zu bringen. Oder nehmen wir den viel zitierten „Teamgeist“: auch das heißt in der Realität oft nur, den Vorschlägen der Kollegen zu folgen und ja keinen Streit zu provozieren. Wir machen uns dazu nicht so viele Gedanken, aber meistens sind wir von einer dritten – nicht unbedingt sichtbaren – Partei beeinflusst, um gut zu sein. Klingt bekannt? Wenn nicht – Hut ab!

Mit Sprachen Lernen ist es ähnlich: sei es eine gute Note, ein Lehrer, ein Kursgebühr, eine Wettbewerbsatmosphäre im Klassenzimmer, ein Arbeitspflicht, App-Benachrichtigungen, oder eine Prüfung morgen um acht – was auch immer, aber es sind meistens die Umstände, die uns disziplinieren. Und was ist mit einer inneren Bewegung, wenn man ganz allein, von sich selbst anfängt, eine Sprache zu lernen, wo gräbt man die Motivation aus? Schwer. Man steigt irgendwann aus, und kann diese Entscheidung stark und plausibel begründen: keine Zeit, keine Lust, keine gute Lernquellen, kein Bedürfnis, kein Drang, mache ich in einer Woche weiter (wobei die Woche unendlich lang wird)… Kennt ihr diese Situation? Wenn auch das nicht ihr Fall ist – noch mal Hut ab, und bitte kontaktieren Sie uns!

Selbstmotivation ist das Hauptthema jedes selbständig Sprachlernenden, und hier sind einige Tipps, die euch helfen werden, motiviert zu bleiben:

1. Sich verlieben – in einen Menschen, in ein Land, eine Kultur, eine Stadt, ein Buch, ein Film, einen Prominenten. Und wenn es noch nicht geschehen ist, oder nicht auf den ersten Blick, nehmt einen zweiten Blick und lasst ein „künstliches“ Verlieben ins Spiel kommen. Informiert euch über den Autoren des Buches: ist er ein Italiener, ein Tscheche oder ein Japaner? Woher kommt Ihr Lieblingsfußballspieler? Wo befindet sich das Hauptquartier Ihrer Traumarbeitgeber? In welchem Land würden Sie am liebsten Urlaub machen? Wo ist das größte Panda-Naturpark der Welt? Um einen Schritt Ihrer Passion näher zu kommen, können Sie damit anfangen, die Sprache dieser Passion zu perfektionieren.

2. Reisen. Urlaub in Griechenland? – Parakalo (nichts zu Danken). Austauschsemester in China? – Xièxie (Danke). Freiwilligendienst in Südamerika – muy bien (sehr gut)! Praktikum in Irland – congratulations (gratuliere)! Arbeitsreise in die Türkei – Hayırlı işler (viel Erfolg bei der Arbeit)! Benutzt die Möglichkeit, eurer Reise einen größeren Sinn zu geben, indem ihr den Menschen und sich selbst die Freude macht, in der Kommunikation mit ihnen ihre Muttersprache zu benutzen. Ich kenne einen Geschäftsmann, der eigentlich nie etwas mit Sprachen zu tun hatte, er musste Robotertechnik in über 150 Ländern verkaufen und ist dadurch viel gereist. In seinem Geldbeutel hat er immer einen mit Klebeband „laminierten“ Zettel dabei, in dem er sich „Danke schön“ in allen Sprachen notiert hat, mit deren Muttersprachlern er Geschäfte gemacht hat. Die Faszination der Gesprächspartner hat ihn inspiriert ein Polyglott zu werden! Das können wir auch!

3. Gesundheit und Lebenslänge schätzen. Wir wollen doch alle 120 Jahre leben, unsere Urenkel sehen und im Alter die Welt bereisen? Sämtliche Studien haben schon längst bewiesen, dass das Fremdsprachenlernen das beste Medikament gegen Demenz und Alzheimer sind. Lasst uns das noch mal in 80 Jahren besprechen! Wo treffen wir uns?

4. Berufsmöglichkeiten erweitern. Eine Voraussetzung, eine gute Arbeitsstelle in einer internationalen Firma zu bekommen, sind selbstverständlich perfekte Fremdsprachenkenntnisse. Diese Kenntnisse werden Ihnen schon bei der Suche helfen, indem Ihre Optionen und Länder sich vermehren. Eine Kombination von einem Zeugnis in Physik plus Fremdsprachen ist viel mehr wert als allein.

5. Neue Freunde finden. Entweder in Ihrer Stadt oder in einem Social Media Netzwerk: egal wie Sie am besten Ihre soziale Kompetenzen einsetzen, ob auf einem Meet-Up, Sprache oder in einer Community für nachhaltige Zukunft im Facebook, die nur auf Spanisch oder Kantonesisch geführt wird, – durch Fremdsprachen findet man neue Freunde! Selbst wenn Sie nicht das Glück gehabt haben, in Berlin, New York, Moskau oder Hong Kong zu wohnen, und in Ihrer Gegend keine internationalen Treffe stattfinden, ist dafür das Internet riesengroß und bietet viele Kommunikationsmöglichkeiten.

6. Sport, Theater oder Gesang üben. Apropos Hobbys: wenn ihr gerne Sportübungen macht, Gesangstalent habt oder ein von großen Filmstudios (noch) nicht entdeckter Schauspieler seid – diese Tätigkeiten sind mit Sprachenlernen perfekt kombinierbar! Dadurch werdet ihr erstens Spaß haben, zweitens eure Skills meistern und dabei die Sprache erlernen. Z.B. in Berlin kann man Französisch, Englisch, Spanisch und Italienisch durch Theater lernen, sich in einen internationalen Chor einschreiben oder ins Ausland fahren und ein paar Wochen in englischen Sprachcamp verbringen – die Ergebnisse werden auf sich nicht warten lassen!

7. Spielen! So ziemlich alle Sprach-Apps enthalten ein Element vom Wettbewerb oder einem Spiel, und letztes Jahr wurde ein richtiges Computerspiel Lingotopia veröffentlicht, die euch eine von 12 Sprachen beibringt! Es ist eine Reise zu einer Insel mit Abenteuern, neuen Begegnungen und dem Ziel, die Sprache zu lernen und einen Weg nach Hause zu finden.

So einfach ist es, sich selbst zu motivieren, und gleichzeitig effektiv! Übrigens, wie ich auf einem Chatterbug-Talk mit dem Babbel-Mitgründer Thomas Holl erfahren habe: das Geheimnis der Selbstmotivation ist eine große Herausforderung sogar für die berühmtesten Sprach-Apps, die natürlich keine Strafe fürs Nicht-Lernen erheben können (es wäre zu brutal, 1 Euro pro Tag von faulen Abonnenten fürs Nichtstun zu verlangen) und sie suchen gerade nach Lösungen. Wollen wir auf eine Lösung warten oder motivieren wir uns selbst? 😉

Frohes Sprachen Lernen!

Von Eurem EXPOLINGUA Team

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über die Autorin: Ekaterina Irle, Sprachenfan, EXPOLINGUA Projektleiterin

(Foto oben: Lukas Marhoul, ©EXPOLINGUA GmbH)
(Foto unten: Alexas_Fotos, pixabay)