Die Sprachen unserer Nachbarn: Portugiesisch

Serrana poem in colour (c.1915) – Amadeo de Souza-Cardoso (1887- 1918)

von Anke Wilde

Im vierten Teil unserer Serie Die Sprachen unserer Nachbarn, stellen wir euch heute eine der meistgesprochenen Sprachen weltweit vor: Portugiesisch.

Für viele Kinder ist „Banane“ eines der ersten Wörter, das sie sprechen lernen. Den wenigsten Eltern ist dabei bekannt, dass diese Frucht mitsamt ihrer Bezeichnung über Portugal zu uns gekommen ist. Ursprünglich stammt das Wort „Banane“ aus einer guineischen Bantusprache und kam im Zuge der Kolonialisierung des südlichen Afrikas und des Überseehandels nach Portugal. Von dort aus breitete es sich in die meisten Sprachen Europas aus. Außer ins Spanische übrigens – die Spanier entdeckten Bananen vermutlich auf den Kanarischen Inseln für sich und nannten sie „plátano“, obgleich diese Bezeichnung bereits für andere Bäume vergeben war.

Weltweit ist das Portugiesische für etwa 240 Millionen Menschen die Muttersprache. Davon leben gerade mal 10 Millionen in Portugal selbst – mehr als 200 Millionen hingegen in Brasilien. Weitere Muttersprachler finden sich in den ehemaligen portugiesischen Kolonien in Afrika und Asien, beispielsweise in Angola und Osttimor.

Entstanden ist das Portugiesische aus dem Lateinischen, das römische Soldaten und Siedler auf die Iberische Halbinsel gebracht hatten. Diese nämlich war einer der Schauplätze bei den Punischen Kriegen zwischen den Römern und den Karthagern im dritten Jahrhundert vor Christus. Dort nahm es Einflüsse der Sprachen der keltischen und phönizischen Volksstämme auf, die dort bereits lebten.

Auch germanische und arabische Einflüsse

Nach dem Untergang des Römischen Reichs entwickelten sich die Sprachen und Dialekte auf der Iberischen Halbinsel freilich weiter. Ursprünglich germanische Völker wie die Westgoten und Sueben kamen im fünften Jahrhundert und hinterließen sprachlich ihre Spuren, ebenso wie ab dem achten Jahrhundert die Mauren. Obgleich sie das Arabische zur Verwaltungssprache machten, wurden im Volk die iberoromanischen Dialekte weiter gesprochen. In dieser Zeit wurde übrigens auch eine romanische Schriftsprache mit arabischen Zeichen gebildet, das Mozarabische.

Mit der Reconquista, der christlichen Rückeroberung der Iberischen Halbinsel, gelangte der galicisch-portugiesische Dialekt weiter in den Süden und nahm in hohem Maße auch arabische und mozarabische Einflüsse auf. Während die Region Galicien im 13. Jahrhundert unter kastilischen Einfluss geriet und dieser sich auch auf die Sprache auswirkte, entwickelte sich das Portugiesische aus einer südlichen Variante des Galicisch-Portugiesischen.

Durch Fortschritte bei der Seefahrt und die Eroberungen vieler Gebiete in Afrika, Asien und Amerika ab dem 14. Jahrhundert gelangte die portugiesische Sprache auch dorthin. Zugleich gelangten – vor allem durch die Waren, die von den Kolonien her gehandelt wurden – neue Wörter in das Portugiesische und die anderen Sprachen Europas. So wie die „banana“ (Banane) aus dem südlichen Afrika nach Europa kam, stammt aus Südamerika beispielsweise der „jaguar“, und aus dem Malaiischen die „manga“ (Mango).

Ein Renaissancedichter als Nationalheld

Die portugiesischen Entdeckungsreisen, überhaupt die gesamte (idealisierte) Geschichte Portugals bis zur Renaissance sind Gegenstand der Heldendichtungen von Luís de Camões (ca. 1525- ca. 1580). Mit seinem Versepos „Die Lusiaden“ wurde Camões zum Nationaldichter Portugals. Auch wenn Uneinigkeit über die Jahreszahlen seines Lebens herrscht: Sein Todestag, der 10. Juni, wurde zum Nationalfeiertag der Portugiesen. Folgerichtig war er auch Namenspatron für das Instituto Camões, das mit dem deutschen Goethe-Institut vergleichbar ist. Das Kulturinstitut wird bei der EXPOLINGUA in Berlin übrigens mit einem eigenen Stand vertreten sein.

Nach Camões wurde auch der wichtigste Literaturpreis für Werke in portugiesischer Sprache benannt. Seine Preisträger stammen überwiegend aus Portugal und Brasilien, aber auch aus anderen portugiesischsprachigen Ländern wie Angola (Arthur Pestana), Kap Verde (Arménio Vieira) und Mosambik (José Craveirinha, Mia Couto).

Apropos Literatur: Sagen Sie gegenüber portugiesischen Muttersprachlern besser nicht, wenn José Saramago oder auch Jorge Amado Ihnen ein sehr verehrter Schriftsteller ist. Zumindest nicht mit einer spanischen, also leider falschen Aussprache seines Vornamens. Denn: Der portugiesische „José“ wird so ausgesprochen, wie es ein Franzose tun würde: mit einem stimmhaften J wie in „Journal“. Das Gleiche gilt für den Namen Jorge. Dieser Fehler wird im Portugiesischen von Ausländern sehr oft gemacht, und oft kommt er nicht gut an.


Portugiesisch im Programm der EXPOLINGUA

Minisprachkurs:
Fr 14.30 – 15.15
Veranstalter: Botschaften von Portugal und Brasilien

Buchvorstellung:
Sa 11.00 – 11.45
“Metáforas que ensinam a pescar” von Pedro Monterroso
Veranstalter: Botschaft von Portugal in Berlin

Präsentation:
Sa 12.00 – 12.45
„Interkulturalität: Brasilien und deutschsprachige Länder“
Veranstalter: Brasilianische Botschaft in Berlin

 

Aussteller auf der EXPOLINGUA die Portgiesisch anbieten

Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ)

Camões I.P. – Botschaft von Portugal

Compact Verlag GmbH

GLS Sprachenzentrum

Institut Destination Langues

LAL Sprachreisen GmbH

SDL plc

Yalea Languages