Ansturm auf Deutschkurse im Ausland
Immer mehr Menschen aus anderen Ländern lernen Deutsch. Speziell in Südeuropa verzeichnet das Goethe-Institut seit 2010 deutlich steigende Sprachkursteilnehmerzahlen. Beispiel Spanien: „2012 haben etwa 10.000 Spanier Deutschkurse belegt“, erzählt Michael Höfig, als Fachberater Bildungskooperation für das Institut in Madrid tätig. „Das entspricht einer Steigerung von 60 Prozent im Vergleich zum Jahr davor.“ Bereits 2011 war die Anzahl der Lernenden im Vorjahresvergleich um 40 Prozent gestiegen.
Durch den großen Andrang in den Standorten Madrid, Barcelona, Grenada und San Sebastian verfügt das Goethe-Institut in Spanien nun über den weltweit größten Sprachbetrieb des Vereins. Höfig führt diese Entwicklung auf die dramatische wirtschaftliche Situation der Iberer zurück: „Die Hälfte der unter 30-Jährigen ist arbeitslos, das betrifft auch die Akademiker. In Spanien spricht man bereits von der ‘Verlorenen Generation’.“ Es geht also häufig darum, sich mit Hilfe deutscher Sprachkenntnisse Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu eröffnen. Deutsch als möglicher Ausweg aus der Arbeitslosigkeit.
Das Goethe-Institut in Spanien bietet daher Sonderkurse für ausgebildete Ingenieure, Mediziner oder Pflegepersonal an. Der Ansturm auf die Sprachkurse begann im Februar 2011. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise sieht Höfig vor allem zwei Gründe für diesen Zeitpunkt: Einerseits sei wohl der sogenannte „Effecto Merkel“ verantwortlich, weil Angela Merkel offenbar bei einem Staatsbesuch in Spanien den Satz sprach, dass der deutsche Arbeitsmarkt Tausende gut ausgebildeter Spanier gut gebrauchen könnte – speziell Ingenieure, Ärzte und Pflegekräfte. Andererseits initiierte das Institut zeitgleich die große Marketing-Kampagne „Goool! Das Tor nach Deutschland“, um die Nachfrage nach Deutschkursen zu forcieren.
Höfig betont, dass Deutschlernern auch viele interkulturelle Informationen geboten werden. Da der Fremdsprachenunterricht spanischer Schulen im EU-Vergleich eher schwache Ergebnisse bringt, ist der Bedarf an Sprachkursen unter jungen Erwachsenen recht hoch. Auch in Portugal, Italien und Griechenland ist die Nachfrage nach Deutschkursen gestiegen: „Mit Deutsch in den Beruf“ heißt eine neue Initiative des Goethe-Instituts, die Menschen aus Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt erleichtern soll. Entwickelt werden spezielle Sprachkurse, unter anderem für Krankenpfleger, Juristen, Ärzte und Ingenieure.
Der Trend zum Deutschkurs gilt weltweit: Global sind die Teilnehmerzahlen an Goethe-Sprachkursen zuletzt laut dem aktuellen Rechenschaftsbericht des Instituts um 4,6 Prozent gewachsen (in Europa sogar um 8,9 Prozent). Über 200.000 Deutschlerner besuchen die Kurse im Ausland. In Südwesteuropa nahmen 2010 rund 17.000 Teilnehmer an Sprachkursen teil, 2012 fast 25.000. Für junge Europäer ist nicht zuletzt Berlin ein reizvoller „Hotspot“. Die Motivation chinesischer Studenten, die etwa Deutsch am Goethe-Institut in Peking lernen, hängt eher mit der hohen Qualität und Gebührenfreiheit deutscher Hochschulen bei technischen Studiengängen zusammen.
Links:
http://www.goethe.de/prs/prm/a012/de8962959.htm
http://blog.goethe.de/goool-das-tor-nach-deutschland/
http://www.goethe.de/rumboalemania