Deutschlernen für Geflüchtete
„Anna assistiert Aalisha beim Ausfüllen aller Anträge. Saya und Silke üben jeden Samstag Silben und Sätze.“ Mit dieser Werbekampagne will die Initiative Women’s Welcome Bridge ihr Angebot im Bereich Sprachförderung bekannt machen. „Hier begegnen sich Berlinerinnen und geflüchtete Frauen und lernen voneinander“, erläutert Gabriele Kämper, Leiterin der Geschäftsstelle Gleichstellung der Berliner Senatsverwaltung.
Neben solchen speziellen Initiativen gibt es in allen Bundesländern Möglichkeiten für Geflüchtete, sich Sprachkenntnisse anzueignen. „Deutsch lernen ist wichtig für Neuankömmlinge: Egal, ob sie Arbeit suchen, Anträge ausfüllen oder ihre Kinder in der Schule unterstützen möchten“, sagt Sandra Schlötzer von der Integrationsabteilung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Eine Möglichkeit, die Sprache zu lernen, ist der Besuch eines Integrationskurses. Er besteht aus einem Sprachkurs und einem Orientierungskurs. Der Unterricht findet in Gruppen mit maximal 20 Teilnehmern unterschiedlicher Muttersprachen statt. Teilnehmer müssen 1,95 Euro pro Unterrichtsstunde an den Kursträger zahlen. Ein allgemeiner Integrationskurs mit 700 Stunden kostet beispielsweise 1.365 Euro. Empfänger von Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe werden auf Antrag vom Kostenbeitrag befreit. Das Bundesamt kann die Zahlungen auch erlassen, wenn Interessenten nur ein geringes Einkommen haben. In diesen Fällen erfolgt eine Einkommensprüfung. Erfolgreichen Teilnehmern wird auf Antrag 50 Prozent ihres Kostenbeitrags erstattet.
Anträge auf Teilnahme an einem Integrationskurs werden an die zuständige Regionalstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge gerichtet. Wer eine Zulassung zum Integrationskurs erhält, kann sich mit diesem Berechtigungsschein einen Kursträger aussuchen. Einen Anbieter in ihrer Nähe finden Interessenten mit Hilfe der Suchmaschine WebGIS. Das gesamte Angebot an Kursen ist über die Plattform KURSNET einzusehen. Eine Liste der Anbieter gibt es auch in Ausländerbehörden oder Migrationsberatungsstellen.
Der Kursträger führt einen Einstufungstest durch und wählt den passenden Kurs aus. Der Unterricht erfolgt in der Regel in Vollzeit. Der allgemeine Integrationskurs dauert 700 Stunden, davon umfasst der Sprachkurs 600 Stunden. Hier werden Themen aus dem täglichen Leben behandelt, zum Beispiel Arbeitswelt, Kinderbetreuung, Einkaufen, Gesundheit und Wohnen. Im Anschluss folgt der Orientierungskurs. Dort lernt man zum Beispiel über deutsche Rechtsordnung, Geschichte und Kultur. Wer im Sprachtest ausreichende Deutschkenntnisse nachweist und den Test zum Orientierungskurs besteht, erhält das „Zertifikat Integrationskurs“. Silke Schlötzer vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge betont: „Ausländer aus Ländern außerhalb der Europäischen Union benötigen ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache sowie unserer Rechts- und Gesellschaftsordnung, um ein unbefristetes Aufenthaltsrecht zu erhalten. Mit dem Abschluss des Integrationskurses sind diese Voraussetzungen erfüllt.“
Spezielle Integrationskurse gibt es zum Beispiel für Frauen, Jugendliche sowie für Personen, die noch nicht richtig lesen und schreiben können. Diese Kurse dauern 1.000 Unterrichtsstunden. So richtet sich „Deutsch für den Beruf“ an Migranten, die Arbeit suchen oder in ihrem Beruf weiterkommen möchten. Für Kinder und Jugendliche, die mit einer anderen Muttersprache als Deutsch aufwachsen, gibt es im Kindergarten und in der Schule besondere Förderangebote. In allen Bundesländern finden im Kindergarten oder vor der Einschulung Sprachtests statt, um den individuellen Bedarf zu ermitteln. Welche Angebote es für ein Kind gibt, teilt die Schulbehörde mit.
Neben privaten Initiativen und dem Bundesamt für Flüchtlinge bietet auch das Goethe-Institut kostenlose Angebote für Menschen, die die deutsche Sprache lernen wollen. Dazu zählen Selbstlernkurse, die auf Smartphones und Tablets funktionieren. Ein interaktives Wortschatztraining, angeboten in 16 Sprachen, kann ohne Vorkenntnisse genutzt werden. Zahlreiche andere Angebote sind begleitend zu Präsenzkursen hilfreich. In der Community „Deutsch für dich“ können Flüchtlinge Wortschatz und Grammatik trainieren, mit anderen Lernern chatten und Lern-Tipps austauschen.