Supermarkälte oder Brechungsfreude – Interview mit Federico Prandi

© Federico Prandi

© Federico Prandi

Federico ist 30 Jahre und kommt aus einem kleinen Dorf in Italien. Er arbeitet noch an seinem Plan in Asien berühmt zu werden, macht derzeit jedoch Zwischenstopp in Berlin. Neben seiner Arbeit im Marketingbereich hat er einfach mal beschlossen jeden Tag ein neues deutsches Wort zu erfinden. Und diesen Plan auch in die Tat umgesetzt! Seine Serie “100 Days of German Words” startete im April und fasziniert uns immer noch – zumal Federico uns weiterhin jeden Tag mit neuen Wortschöpfungen überrascht. Federicos Worte sind ab heute auch täglich auf der Expolingua Berlin Website nachzulesen. Dabei geht es weniger um die korrekte Grammatik, als um den Sinn dahinter, natürlich mit einer ordentlichen Portion Humor und Ironie. Wir haben ihn zu seiner Faszination an der deutschen Sprache befragt.

SprachenNetz: Federico, was fasziniert dich an der deutschen Sprache, dass du das Projekt “100 Days of German Words” gestartet hast?

Federico: Als ich nach Deutschland kam, waren meine Deutsch- und meine Englischkenntnisse sehr sehr „arm“. Zum ersten Mal im Leben fehlten mir die Wörter, um schwere aber auch sehr leichte Konzepte auszudrücken. Diese seltsame Unfähigkeit machte mich einsam und führte dazu, dass ich viel über meine eigene Sprache und die Sprache, die ich lernen wollte, nachzudenken. Das Projekt wurde von diesem starken Gefühl inspiriert und musste auf jeden Fall auf Deutsch ausgeführt werden, da ich mit der deutschen Sprache eine besonders komplizierte Beziehung habe – Hass-Liebe sozusagen.

Federicos erstes Wort
“Brechungsfreude”,
das Gefühl von Freiheit und Schuld, das man erlebt, wenn man eine Regel bricht.

SprachenNetz:  Warum funktioniert dein Projekt so gut in Deutsch und Englisch oder Italienisch?

Federico: Viele deutsche Wörter sind wie Lego: Sie bestehen aus zwei oder mehreren Wörtern, die aneinander geklebt wurden, um ein ganz neues Konzept zu erstellen. Diese komische Besonderheit nutze ich aus, um meine  Wörter zu bauen; wenn ich die selbe Technik auf Englisch oder Italienisch anwenden würde, wären die Wörter gar nicht glaubhaft.

Federicos derzeitiges Lieblingswort
“Supermarkälte”,
die unnatürliche künstliche Kälte, die man in der Abteilung der gefrorenen Lebensmittel findet.

SprachenNetz: Was würdest du Deutschlernern beim Lernen der der deutschen Sprache empfehlen?

Federico: Empfehlung #1: Sich nicht ständig mit Details befassen. Die Leute, die schneller Deutsch lernen, sind die, die kein Angst vor Fehlern haben und meinen dass Kommunikation besser als Perfektion ist. Empfehlung #2: Langweilige Aktivitäten werden nicht dein Deutsch verbessern. “Ab heute werde jeden Tag die Zeitung lesen”  – das klappt nur, wenn man sich für Poltik und Weltnachrichten sehr interessiert. Jeder muss eine Aktivität finden, die ihn begeistert und glücklich macht.

SprachenNetz: Wie lernst du Deutsch?

Federico: Ich lese die Harry Potter Saga und schaue mir “Deutschland 83” an.