Erfahrungsbericht: Sprachunterricht und Sprachreise
Interview mit Viktoria Fuchs (24 Jahre)
Welche Fremdsprachen hast du in der Schule gelernt?
In der fünften Klasse habe ich angefangen, Englisch zu lernen und neben dem normalen Unterricht haben wir auch Theaterstücke oder Kinofilme in englischer Sprache besucht. Ab der sechsten Klasse kam als nächstes Französisch hinzu. Latein habe ich ab der neunten Klasse belegt und bis zum Abitur weitergeführt. Meine Lateinkenntnisse finde ich heute noch hilfreich, da sich aus dieser Sprache vieles in den modernen Fremdsprachen ableiten lässt. In der elften Klasse wusste ich bereits, dass ich später in irgendeiner Weise international arbeiten möchte und habe daher Englisch als Leistungskurs gewählt.
Wie hat das Sprachlernen für dich in der Schule am besten geklappt?
Besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben sind mir die kreativen Aufgaben. Einmal sollten wir uns ein eigenes kleines Konzept für ein Restaurant überlegen und dieses besonders überzeugend beschreiben und auch malerisch unterlegen. Dafür habe ich mir ein Klappheft ausgedacht, das als Speisekarte ausgelegt war und Gerichte in Anlehnung an Songs aus den 60ern enthielt.
Was ich auch immer sehr spannend fand war Rezensionen zu Filmen zu schreiben oder bestimmte Szenen zu analysieren. Das hat meine Sicht auf Filme und wie ich diese schaue, stark geprägt und begleitet mich noch heute. Durch Austauschschüler bspw. aus Neuseeland oder England hatten wir auch schon in der Schule persönlichen Kontakt zu Muttersprachlern
Allgemein fand ich den praxisbezogenen Unterricht immer am interessantesten. Sprache zum Anfassen hat meine Neugierde geweckt. Toll fand ich auch, mehr über geschichtliche Hintergründe zu erfahren, zum Beispiel in Italien, wo wir das, was wir von Caesar, Cicero und Co aus unseren Lateinbüchern kannten, dann in Rom und Neapel vor Ort anschauen konnten.
Nach dem Abitur hast Du eine Sprachreise nach New York gemacht …
Ja, die Zeit zwischen Abitur und Beginn des BWL-Studiums wollte ich für einen Auslandsaufenthalt nutzen. New York hat mich schon immer fasziniert und ich dachte, wenn ich schon einen Sprachkurs mache, dann irgendwo ganz weit weg, wo man sonst nicht so schnell wieder hinfliegen kann. Außerdem hat mich diese große, nie schlafende Stadt mit ihren verschiedenen Bezirken und kulturellen Angeboten einfach angezogen. Ich wollte nichts lieber als den Central Park sehen und Theaterstücke und Musicals am Broadway besuchen. Meine Eltern haben mich dabei sehr unterstützt. Sie sind mit mir gemeinsam zu Sprachmessen gefahren und haben verschiedene Angebote ausgewertet. Letztendlich haben wir uns für einen vierwöchigen Kurs entschieden. Meine Eltern haben den Kurs finanziert, mein Taschengeld und die Hälfte des Fluges habe ich mir durch verschiedene Jobs selbst erarbeitet und zusammengespart.
Wie hat sich das Sprachlernen dort von vorherigem Sprachunterricht unterschieden? Was war methodisch für dich neu?
Sehr anders war, dass man aus dem Unterrichtsverband mit ausschließlich deutschen Mitschülern in ein komplett multikulturelles Umfeld geworfen wurde und dort quasi gezwungen war Englisch zu sprechen. Die verschiedensten Menschen, von Südamerika bis Japan, kamen dort in den Klassen zusammen und brachten ihre eigenen Lerngewohnheiten mit. Zum Beispiel haben alle Asiaten in meinem Kurs immer mit kleinen Übersetzungscomputern gearbeitet.
Das Lernumfeld war sehr offen und es ging vor allem um Kommunikation anstatt darum, Analysen oder Berichte zu schreiben. Es gab viele spielerische Elemente, um sich untereinander und die verschiedenen Kulturen besser kennenzulernen. Wir sollten viel über uns und unsere Erfahrungen und Ziele erzählen und kreativ arbeiten. Dabei hat sich der Unterricht in den verschiedenen Klassen immer etwas anders gestaltet. Es gab zum Beispiel Unterricht in einem großen Auditorium, in dem Vorträge gehalten oder Aufführungen veranstaltet wurden. Oder einen Kurs in einer Bibliothek, in dem wir zu zehnt um einen Tisch saßen und uns zu den unterschiedlichsten Themen wie Lieblingsfilme oder Freundschaft unterhalten haben. In einem anderen Kurs ging es um das kreative Schreiben von Geschichten, was mir besonders viel Spaß gemacht hat. Es gab also so gut wie keinen Frontalunterricht, sondern ein fast ausschließlich interaktives Miteinander und Lernen.
Was ist dir am meisten in Erinnerung geblieben?
Am meisten ist mir in Erinnerung geblieben, wie viele Freiheiten uns gewährt wurden. Wir hatten eine Mindestanwesenheitspflicht von 80 Prozent, um am Ende des Sprachkurses ein Zertifikat zu erhalten. Wenn wir also einen Ausflug geplant hatten, der sich mit einem Kurs überschnitt, konnten wir den Unterricht auch mal ausfallen lassen.
Ich fand es gut, dass viel auf Kommunikation gesetzt wurde und wir sehr unterschiedliche Lehrer hatten, die uns durch verschieden Arbeitsmethoden die englische Sprache und Literatur näher gebracht haben. Trotz der vielfältigen kreativen Freiheiten und spielerischen Elemente, gab es dennoch ein Benotungssystem. Das war auch nochmal ein Ansporn sich Mühe zu geben.
Was ist dein Fazit?
Für mich war das der erste Trip in ein fremdes Land, den ich komplett alleine angetreten bin. Das war quasi meine erste große Mutprobe und der erste Schritt hin zum Erwachsen und Selbstständig werden. Ich konnte mir meinen Unterricht selbst zusammenstellen, meinen Alltag eigenständig gestalten und habe viele neue Leute kennengelernt und mit ihnen die Stadt erkundet. Das hat mich auf jeden Fall für meinen weiteren Weg gefestigt. So war es zum Bespiel danach einfacher, mich in das Unileben einzugliedern und ich bin selbstbewusster auf andere zugegangen.
Es gab so viele tolle Momente, zum Beispiel mit Freundinnen im Bryant Park den berühmten New York Cheesecake zu essen, den Sonnenuntergang von der Staten Island Ferry zu beobachten oder die Flohmärkte von Brooklyn zu durchstöbern. Ein Monat war eigentlich viel zu kurz, denn es gab so vieles zu erleben. Auf jeden Fall bleiben Erinnerungen, die man auch nach sechs Jahren nicht so schnell wieder vergisst.
Welchen Tipp würdest du anderen geben, die auch einen Intensiv-Sprachkurs im Ausland planen?
Das College, das ich in New York besucht habe, lag etwas außerhalb in Tarrytown. Dadurch war ich zeitlich nicht ganz flexibel, vor allem, wenn ich abends noch in New York ausgehen wollte. Ich würde daher allen, die neben dem Sprachunterricht noch weitere Aktivitäten planen raten, die Lage der Sprachschule mit zu bedenken.
Außerdem sollte man sich über einige gesetzliche Regelungen informieren, beispielsweise darf man in den USA anders als in Deutschland mit 18 noch nicht alle Kneipen betreten. Auch mit dem Zoll ist das so eine Sache, da man jedenfalls als ich dort war nur Waren bis zu einem bestimmten finanziellen Wert ausführen durfte. Ich hatte am Ende mehrere Kilo Übergepäck und musste bei 30 Grad im Schatten meine neu eingekauften Winterklamotten schichtenweise überziehen, damit ich kein Extragepäck aufgeben musste.
Ein Trip nach New York kann eine kostspielige Angelegenheit werden, aber dafür gibt es auch unzählige Dinge, die man umsonst erleben kann. Beispielsweise muss man an bestimmten Tagen keinen Eintritt in den Museen zahlen oder es gibt kostenlose Theateraufführungen im Central Park mit hochkarätigen Hollywoodschauspielern.
Vielen Dank für das Gespräch!