Ganzheitliches Training fürs Gedächtnis

© Prof. Dr. Ludger Schiffler

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Auch beim Fremdsprachenlernen ist das Hirn die Schaltzentrale, wie neurowissenschaftliche Untersuchungen belegen. Einige didaktische Konzepte und Methoden zum Erwerb von Fremdsprachen fußen auf Ergebnissen der Neurowissenschaften. Diese sind auch ein Thema auf der kommenden EXPOLINGUA Berlin am 20. und 21. November.

Eine neurowissenschaftlich fundierte Methode für den Spracherwerb ist das Ganzheitliche Gedächtnistraining. Dafür ist Ines Roth zertifizierte Trainerin und bietet Schulungen für Lehrkräfte an. „Das Ganzheitliche Gedächtnistraining ist hervorragend für das Erlernen von Fremdsprachen aller Altersstufen geeignet. Jede neue Vokabel ist zunächst ein abstrakter Begriff. Es fällt uns schwer, diesen Begriff auf Anhieb zu erinnern. Hat er doch so gar nichts mit irgendetwas zu tun, was wir schon kennen“, erklärt Roth. „Daher kann der Begriff nirgends in unserem Hirn andocken. Das kann man ändern, indem man in dieser fremden Vokabel etwas findet, was einen bereits an ein bekanntes Wort unserer Muttersprache erinnert.“

Als Beispiel nennt Roth das dänische Substantiv „læge“ („Arzt“). „Man überlegt nun, an was einen das fremde Wort ‘læge’ erinnert. Zum Beispiel. fällt einem dabei das Wort ‘Liege’ ein. Und zwar eine Liege beim Arzt. Wichtig ist es, den Kreis von der Klangassoziation auf die eigentliche Bedeutung der Vokabel, hier also Arzt, zu schließen.“ Dabei stellen sich Lerner die Szene bildhaft vor, möglichst mit allen Sinnen, so die Trainerin. Man rieche den typischen Geruch einer Arztpraxis, denke an einen bestimmten Arzt, den man kennt, wie er aussieht, wie seine Stimme klingt, denke an Sätze, die man dort oft hört und stelle sich vor, wie man sich schließlich auf die læge, die Liege beim Arzt legt.

„So hat die abstrakte Vokabel eine Assoziation erhalten und ist in ein Bild verwandelt worden. Bilder haften sehr viel schneller und andauernder in unserem Gehirn als Abstraktes. Assoziationen helfen beim Verankern“, erläutert Roth. So sei das Lernen von 100 Vokabeln am Tag ein realistisches Ziel. Das Erinnern der Schreibweise der Vokabeln mitsamt ihrem Artikel und den Grammatikregeln funktioniere ebenso mit Assoziation und bildhaftem Denken. Weitere Informationen zum Ganzheitlichen Gedächtnistraining finden sich beim Bundesverband Gedächtnistraining.

Erfolgreiches „Triple coding“

Auf der EXPOLINGUA wird Prof. Dr. Ludger Schiffler, Institut für Romanische Philologie der FU Berlin, einen Vortrag über „Triple coding“ halten. Dabei geht es um effektive Techniken gegen das Vergessen beim Fremdsprachenlernen. Dies funktioniert durch Übungen in verschiedenen Bewusstseinszuständen mit Hilfe von Bewegungen, Visualisierungen und Entspannungsphasen. In seinem Buch „Effektiver Fremdsprachenunterricht. Bewegung – Visualisierung – Entspannung“ (Tübingen: Narr, 2012) stellt Schiffler vor, wie in dieser Weise mit allen Sinnen gelernt und sehr viel behalten werden kann.