Berufsbild: Erzieher/in in bilingualen Kitas

Cute children drawing with teacher at preschool classLaut einer aktuellen Erhebung des Vereins für frühe Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen und Schulen (FMKS) hat sich die Anzahl zweisprachiger Kitas in Deutschland in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Über 1000 sind es bundesweit, speziell in Grenzregionen, wie dem Saarland und Metropolen wie Berlin, wachsen Angebot und Nachfrage. Ein Boom, der gute Job-Perspektiven für sprachbegabte Erzieher/innen verspricht.

In der Regel setzen zweisprachige Kitas auf Erzieher/innen, die im Alltag jeweils in einer der beiden Sprachen mit den Kindern agieren. Es gibt allerdings keine extra Ausbildung zur Erzieherin für bilinguale Kindertagesstätten. „Wer sich für diese Arbeit interessiert, sollte sich zur Erzieherin oder zum Erzieher ausbilden lassen, möglichst in einer Ausbildungsstätte, die das Thema Mehrsprachigkeit ausführlich behandelt“, rät die FMKS-Vorsitzende Annette Lommel. Die Ausbildung erfolgt je nach Bundesland an Fachschulen, Fachakademien, Oberstufenzentren, Berufsfachschulen oder Berufskollegs. Vorausgesetzt wird mindestens die Mittlere Reife.

Eine weitere Schlüsselqualifikation sind sprachliche Fertigkeiten. „Eine der beiden in der Einrichtung verwendeten Sprache sollten Erzieher/innen in bilingualen Kitas auf muttersprachlichem Niveau beherrschen, die zweite müssen sie zumindest verstehen“, erläutert Annette Lommel. Je besser sie auch die zweite Sprache verstehen und anwenden können, umso besser.

Um als kompetente Fachkraft in einer bilingualen Kita tätig zu sein, benötigen Erzieher/innen fachspezifisches Know-how. „Wichtig sind vor allem das Wissen über die Funktionsweise der eigenen Muttersprache und über bilingualen Spracherwerb bei Kindern“, sagt Dr. Edgardis Garlin, Programmleiterin bei KIKUS, einem Sprachförderprogramm für Kinder von 3 bis 10 Jahren. „Es hilft, sich in die Rolle der Kinder hineinzuversetzen“, weiß Garlin. Mit Hilfe von Selbsterfahrung, Coaching und Supervision lässt sich das eigene Handeln reflektieren.

Das nötige fachliche Rüstzeug können sich Erzieher/innen in Fortbildungen aneignen. So ist etwa der FMKS an Workshops und Fachtagungen beteiligt, die speziell das Handlungsfeld der frühen Immersion thematisieren – in immersiven Kitas wird eine Fremdsprache für die Kinder zur Alltagssprache. Zentrale Informationen und Materialien zur Immersionsmethode finden sich auf der FMKS-Webseite unter http://www.fmks-online.de/shop.html.

„Bundes- und landesweite Fortbildungsangebote in Deutschland sind rar“, berichtet Annette Lommel. Erzieher/innen bilden sich meist intern unter Anleitung von Fachkräften innerhalb ihrer Einrichtung fort. Als positives Beispiel nennt Lommel die Kinderwelt Hamburg. Das Deutsch-Französische Jugendwerk und insbesondere das Saarland engagieren sich als Anbieter von Weiterbildungen für bilinguale Kita-Konzepte. Schließlich gibt es die Möglichkeit, in bilingualen Einrichtungen zu hospitieren, um dort Praxisluft zu schnuppern.