Deutsch trifft Französisch: Zweisprachige Kitas im Saarland
Die Landesregierung des Saarlands plant flächendeckend eine Zukunft mit zweisprachigen deutsch- und französischsprachigen Kitas. Die frühe bilinguale Sprachförderung ist Teil der „Frankreich-Strategie“, welche die Landesregierung im Januar vorstellte. „Für Grenzregionen wie das Saarland wird auf Grund der lokalen Gegebenheiten die Nachbarsprache als frühe Begegnungssprache empfohlen. Die konkrete Sprachanwendung in der direkten Begegnung ist höchst motivierend“, erklärt Jürgen Renner, Pressesprecher des Ministeriums für Bildung und Kultur im Saarland.
„Im Saarland ermöglicht Französisch interkulturelles Lernen schon im Kindesalter“, so Renner weiter. „Die konkreten Begegnungsmöglichkeiten stellen somit einen wesentlichen fremdsprachendidaktischen Standortvorteil dar.“ Nach Angaben des Ministeriums bieten aktuell rund 180 Kitas eine „alltagsintegrierte immersive Vermittlung“ der Nachbarsprache für Kinder im Alter bis 6 Jahren an. Das entspricht einer Quote von knapp 40 Prozent – bundesweit liegt die Quote zweisprachiger Kindergärten bei unter zwei Prozent.
Das Programm startete 1998 mit 29 Einrichtungen. „Die Vermittlung der Zweitsprache geschieht altersgerecht ohne schulische Elemente, sondern vielmehr durch den täglichen Umgang mit der Sprache in allen Lebenssituationen der Kindertageseinrichtung“, erläutert Renner. In den Stammteams der Kitas sei jeweils mindestens eine Person mit der Muttersprache Französisch als pädagogische Fachkräfte tätig, sodass dem Bedarf an frankophonen Fachkräften bisher dank der Grenznähe immer entsprochen werden konnte.
Mit der „Frankreich-Strategie“ formulierte die Landesregierung Eckpunkte in Hinblick auf eine Zielvorstellung für das Jahr 2043, nach der das Saarland zu einem mehrsprachigen Raum deutsch-französischer Prägung werden soll. „Dabei stützen wir uns auf das im November 2010 beschlossene Sprachenkonzept. Danach soll mittel- und langfristig eine flächendeckende zweisprachige Erziehung und Bildung an allen saarländischen Kindergärten umgesetzt werden“, so Renner.
Auch in Frankreich gibt es laut Jürgen Renner zweisprachige französisch-deutsche Vorschuleinrichtungen, besonders im Département Moselle und in der Region Elsass. Hinzu kommen einzelne Partnerschaften und Projekte zwischen Einrichtungen beider Länder. Ein Schwerpunkt der binationalen Fortbildungen ist Renner zufolge die interkulturelle Kommunikation und die vorurteilsbewusste Bildung für Fachpersonal und Kinder.