Sprache des Monats: Japanisch

Flag of Japan„Im Japanischen gibt es keinen Artikel“, nennt Fujiko Sekikawa, die Leiterin des Sprachendienstes des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin (JDZB), eine Besonderheit der japanischen Sprache aus Sicht der Deutschen. „Viele Japaner fragen sich, warum ‘das Mädchen’ im Deutschen ein Neutrum ist und ‘der Knabe’ ein Maskulinum. Wegen der fehlenden Nachvollziehbarkeit fällt es vielen Japanern schwer, Artikel von Fremdsprachen zu beherrschen, in denen diese vorkommen.“

99 Prozent der japanischen Bevölkerung sprechen Japanisch (日本語, nihongo, nippongo) als Muttersprache. Sie ist die Amtssprache des ostasiatischen Inselstaates und verfügt über zahlreiche Dialekte und Mundarten. Weltweit sprechen etwa 127 Millionen Menschen Japanisch. Größere Sprechergruppen gibt es auch in den USA und in Brasilien, wo in der Summe über eine halbe Million Nachfahren japanischer Emigranten leben.

Das Schriftsystem ist ein komplexer Mix aus chinesischen Schriftzeichen sowie den Silbenschriften Katakana und Hiragana. „Die Kombination von aus China adaptierten Schriftzeichen mit zwei japanischen Silbenalphabeten erschwert das Lesen und Schreiben für Nicht-Muttersprachler“, berichtet Michael Niemann, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des JDZB, aus eigener Erfahrung. „Für den Alltag muss man mindestens 2000 Schriftzeichen beherrschen, die auch noch – je nach grammatikalischer Form – unterschiedlich gelesen werden.“

Andere Bereiche seien leichter anzueignen: „Für Deutsche ist Japanisch in Aussprache und Grammatik recht einfach zu erlernen, weil sie eine agglutinierende Sprache ist, das heißt, sie kennt nur wenige Flexionen, also Konjugation, Deklination, Plural- und Singularendungen“, weiß Sekikawa. Außerdem falle die Aussprache, etwa im Vergleich zum Chinesischen, wo einzelne Tonhöhen für Wörter festgelegt und bedeutungstragend sind, deutschen Muttersprachlern leichter.

Der Ursprung des Japanischen und seine Einordnung sind unter Forschern umstritten. Die agglutinierende Struktur des Japanischen zeigt Parallelen zum Koreanischen und zu altaischen Sprachen. Letztere gelten als Sprachfamilie von 60 in Eurasien gesprochenen Sprachen mit etwa 160 Millionen Sprechern – bestehend aus Turk- mongolischen und tungusischen Sprachen. Der Begriff „altaisch“ stammt vom Altai-Gebirge in Zentralasien, das in vergangenen Epochen als Urheimat dieser Sprachfamilie galt.

In seiner Entwicklung lässt sich Japanisch in fünf Sprachstufen einteilen: Altjapanisch (bis 8. Jahrhundert), Klassischjapanisch (9.-11. Jahrhundert), Mitteljapanisch (12.-16. Jahrhundert), Frühneujapanisch (17.-19. Jahrhundert) sowie das moderne Neujapanisch, das seit dem 19. Jahrhundert existiert.

Ein ganz besonderer Fall ist im Japanischen die Höflichkeitsform. So muss man andere Wörter für ein und dasselbe Ding – Substantive wie auch Verben – verwenden, je nach dem, ob man mit einem Freund oder Vorgesetzten oder Fremden oder über einen Freund oder Vorgesetzen oder Fremden spricht. Redet man über sich selbst, benutzt man Wörter, die Bescheidenheit ausdrücken. Deshalb vermutet die Fachfrau, dass die berühmte japanische Höflichkeit teilweise in der Sprache begründet ist. „Dass Männer und Frauen andere Wörter und Satzendungen benutzen, ist auch ein Punkt, auf den man beim Lernen der japanischen Sprache achten sollte“, so Sekikawa.

Anhand der Fremdwörter ist abzulesen, wie Japan sich die Welt erschlossen hat: „Deutsche Lehnwörter tauchen häufig in geisteswissenschaftlichen Bereichen, etwa der Philosophie und Soziologie sowie in der Wirtschaft und der Naturwissenschaft (Medizin und Chemie) auf, aber auch in alpinen Sportarten und klassischer Musik“, sagt Fujiko Sekikawa. Auch der „Dachshund“ und das „Märchen“ fanden Eingang ins Japanische. Deutschen mit guten Japanischkenntnissen wiederum winken gute Jobs in japanischen Unternehmen und Institutionen – speziell im Bereich innovativer Technologien.

Mehr Informationen zum Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin hier. http://www.jdzb.de

Informationen rund um Japan bietet auch das Japanische Kulturinstitut in Köln. http://www.jki.de/

Hier http://mykikitori.com/lesson1.html geht es zu Japanisch-Hörproben – in Originalgeschwindigkeit und zusätzlich extra langsam gesprochen.