Deutschland wird als internationaler Bildungsstandort immer beliebter
Die im Januar veröffentlichte Studie „Ausländische Studierende in Deutschland 2012“ belegt, dass ein Studium an einer deutschen Hochschule für Studierende aus anderen Ländern im Vergleich zu 2009 an Attraktivität gewonnen hat. Gaben 2009 noch 47 Prozent der vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) befragten Studierende an, Deutschland sei ihre erste Wahl gewesen, waren es 2012 bereits 61 Prozent.
Vorgelegt wurde die aktuelle Studie und Sozialerhebung vom DZHW, dem Deutschen Studentenwerk (DSW) sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dass diese gefördert hat. Im Sommersemester 2012 beantworteten bundesweit 985 ausländische Studierende, die hierzulande ein Studium absolvierten, die entsprechenden Online-Fragebögen.
Stefan Grob, Referatsleiter Presse/Kultur und Stellvertreter des Generalsekretärs beim Deutschen Studentenwerk, hat das positive Ergebnis der Umfrage nicht überrascht: „Deutschlands Hochschulen haben international einen sehr guten Ruf, und dieser gute Ruf wurde in den vergangenen Jahren durch politische Großprojekte enorm verstärkt: durch die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern, den Pakt für Forschung und Innovation, aber auch durch die flächendeckende Abschaffung der Studiengebühren. Und vergessen Sie nicht: Deutschland steht inmitten einer globalen Finanz- und Wirtschaftskrise sehr robust da, im Gegensatz etwa zu Krisenstaaten wie Spanien oder Griechenland. Dort fallen die Hochschulsysteme auseinander.“
Ebenfalls positiv: Unterstützungsangebote werden von ausländischen Studierenden immer positiver bewertet. Das gilt für Informationen zum Aufenthaltsrecht (Steigerung der Zufriedenheit von 17 auf 59 Prozent) und zur Finanzierung (von 26 auf 56 Prozent) ebenso wie für Hilfen in Behördenfragen (von 43 auf 70 Prozent).
Und die Deutschkenntnisse? „Damit man zum Studium in Deutschland zugelassen wird, muss man über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen. Dafür gibt es einschlägige Tests und Zertifikate. Die Hochschulen verzichten inzwischen teilweise auf diesen Nachweis, wenn englischsprachige Studiengänge belegt werden“, erklärt Stefan Grob. „Es kann sich für ausländische Studierende aber als großes Handicap herausstellen, wenn sie nicht gut Deutsch sprechen, da man im Lebensalltag nur mit Englisch schwer durchkommt. Unseres Wissens nach belegen sehr viele Studierende in Deutschland noch einen Deutschkurs.“
Zugenommen hat auch die Anerkennung ausländischer Hochschulabschlüsse. Diese Quote stieg im Vergleichszeitraum von 60 auf 75 Prozent. Laut dem Bericht „Wissenschaft weltoffen“ stieg die Zahl der in Deutschland studierenden Ausländer von 180.222 (2009) auf 192.853 (2012). Fast die Hälfte der Studierenden stammen aus Europa, 31 Prozent aus Osteuropa. Im Ranking der Herkunftsländer führt China vor Russland, Österreich, Bulgarien, Polen, der Türkei, der Ukraine und Indien. Die beliebtesten Fächer sind Ingenieurwissenschaften (25 Prozent) sowie Sprach- und Kulturwissenschaften (24 Prozent). 51 Prozent der sogenannten Bildungsausländer sind Studentinnen, bei den osteuropäischen Studierenden liegt die Frauenquote sogar bei 70 Prozent.
Die Studie thematisiert auch die wirtschaftliche und soziale Situation ausländischer Studenten. Demnach wird das Studium vorrangig von den Eltern (53 Prozent), durch Erwerbstätigkeit (52 Prozent) und mittels Stipendien (23 Prozent) finanziert. Im Schnitt verfügen ledige ausländische Studierende über ein Monats-Budget von 749 Euro. Als Herausforderungen wurden (in dieser Reihenfolge) die Wohnungssuche, wenig Kontakt zu deutschen Studierenden, mangelnde Orientierung im Studiensystem sowie die Finanzierung genannt.
„Das Wohnheim ist die mit Abstand beliebteste Wohnform ausländischer Studierender.“ erläutert Stefan Grob. „Rund 65.000 der 183.000 Wohnheimplätze bei den Studentenwerken sind von ausländischen Studierenden belegt“, Die Studentenwerke leisten mit ihren vielfältigen Angeboten zu Beratung, Betreuung und Unterbringung einen wesentlichen Beitrag für Integration der zugezogenen Jung-Akademiker.
„Wenn die gemeinsame Internationalisierungsstrategie von Bund und Ländern greift und bis zum Jahr 2020 rund 100.000 zusätzliche ausländische Studierende nach Deutschland kommen, benötigen wir dringend ein Bund-Länder-Programm für insgesamt 45.000 zusätzliche, preisgünstige Wohnheimplätze. Und wir brauchen ein dauerhafte Finanzierung für die Wohnheimtutorenprogramme der Studentenwerke“, so Stefan Grob zur mittelfristigen Perspektive und zum politischen Handlungsbedarf.
Die vollständige Studie ist hier abrufbar.