Volkswagenstiftung dokumentiert bedrohte Sprachen

Weltweit werden zurzeit ungefähr 6.500 Sprachen gesprochen, viele davon mit zahlreichen Dialekten. Laut Schätzung von UNESCO-Experten wird am Ende dieses Jahrhunderts nur noch die Hälfte, möglicherweise nur ein Drittel davon existieren. Sprache ist eng verbunden mit der Kultur ihrer Sprecher und alle Sprachen und Kulturen sind ein spezifischer Ausdruck des Gedankenguts und der sozialen Organisation der Menschen. Das heißt, dass mit jeder aussterbenden Sprache wertvolle und einzigartige Werte für immer verloren gehen.

Die Volkswagenstiftung hat eine Förderinitiative zur Dokumentation bedrohter Sprachen (DoBeS) ins Leben gerufen, die möglichst viele der in ihrer Existenz bedrohten Sprachkulturen soweit aufzeichnet, dass spätere Generationen anhand des dokumentierten Materials noch die ganze Sprache beschreiben können. Interviews, Gespräche und Erzählungen werden systematisch per Tonband, Videokamera, Fotokamera und Notizblock aufgezeichnet und in einem Archiv zugänglich gemacht. An den interdisziplinären Projekten arbeiten Linguisten, Anthropologen, Musikwissenschaftler und Ethnologen.

Die Multimedia-Datenbank der Weltsprachen umfasst Audio- und Videoaufnahmen, die von einem Schriftband mit mehreren Annotationsebenen des Gesagten begleitet werden: phonetische Transkriptionen sowie Wort-für-Wort-Übersetzungen ins Englische und eventuell eine weitere Sprache. Seit dem Start des Projekts im Jahr 2000 konnten so bereits knapp sechzig Sprachen dokumentiert werden, so z. B. aus Argentinien, Australien, Brasilien, Bolivien, China, Namibia, Nepal, dem Kaukasus, Polynesien und Sibirien.

Für 2006 hat die Stiftung 1,85 Millionen Euro bereit gestellt, um weitere Sprachen vor dem Verstummen zu retten. Bis zum 15. Oktober 2006 können für Forschungsprojekte bei der Volkswagenstiftung Anträge auf Förderung eingereicht werden.

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DoBeS-Datenbank