Berufsbild: Lateinlehrer
Auch wenn das Römische Reich längst nicht mehr existiert, ist die lateinische Sprache lebendig und wird mehr oder weniger fleißig gesprochen und geschrieben – zum Beispiel in Klassen und Kursen deutscher Gymnasien und Gesamtschulen. Natürlich kennt fast jeder – auch diejenigen, die nie Latein in der Schule hatten – die berühmte Szene im Film „Das Leben des Brian“, die noch heute manches Leiden von Latein-Schülern symbolisiert. „Romanes eunt domus? Menschen genannt Romanes gehen das Haus?“ Anscheinend hatten selbst vor 2.000 Jahren die in Judäa lebenden Menschen ihre Probleme mit der Grammatik und der korrekten Endung lateinischer Wörter. Damals wie heute haben also Lateinlehrer die keinesfalls einfache Aufgabe Latein zum Leben zu erwecken und ihren Schülern nahezubringen.
Erst Studium, dann Schule: Das Fach Latein auf Lehramt
„Ein Lateinlehrer bringt üblicherweise ein erstes Staatsexamen oder einen Masterabschluss mit. Für den Abschluss an der Uni ist überdies das Graecum erforderlich, das Altgriechisch-Examen“, nennt der langjährige Gymnasial- und Lateinlehrer Dr. Josef Rabl (65) die formalen Voraussetzungen für diesen Beruf. Im Studium geht es neben dem Nachweis fundierter Sprachkenntnisse um die antike römische Literatur und Kultur, wobei auch philosophische und fachwissenschaftliche Werke studiert werden. Lateinlehrer sollten Interesse an den Inhalten erhaltener römischer Texte mitbringen und diese sprach- und literaturwissenschaftlich vermitteln können.
Je nach Bundesland bzw. Universität gibt es Unterschiede in Bezug auf Aufbau und Inhalte des Fach-Studiums. Die Universität zu Köln beschreibt ihre Anforderungenwie folgt: http://www.uni-koeln.de/phil-fak/ifa/klassphil/studium/hinweiselatein.html. Wer als weiteres Fach eine romanische Fremdsprache wählt, kann vom Lateinischen leicht Brücken schlagen und Verbindungen herstellen, so Rabl. Klassische Zweitfächer von Lateinlehrern sind Deutsch, Geschichte und Philosophie.
Die Schulpraxis: Klausuren und Korrekturen
Im Lehrer-Alltag stehen der Unterricht sowie dessen Vor- und Nachbereitung auf der Agenda. „Zu den Kernaufgaben zählen das Korrigieren von Klausuren, Klassenarbeiten und Tests, die vorher zu entwerfen sind, was etwa bei einer Latein-Leistungskurs-Klausur ziemlich aufwendig sein kann“, weiß Rabl. Was einen guten Lateinlehrer darüber hinaus auszeichnet? „Die Schüler bei Lernlaune zu halten und zum kontinuierlichen Arbeiten zu motivieren. Das Bemühen um eine attraktive Darstellung des Fachs, in dem man interessante Dinge lernen kann. Die Bereitschaft sich fortzubilden und sich mit Kollegen an der eigenen und anderen Schulen auszutauschen.“
Nachhilfe als Lehrer-Training
Als Vorteil sieht Josef Rabl, wenn angehende Lateinlehrer bereits intensiv Nachhilfeunterricht gegeben haben. „Das trainiert ungemein und wirkt sich ausgesprochen positiv auf das Lehrerverhalten aus“, so der Experte. Eine Herausforderung für Berufsanfänger sei häufig die Feststellung, im Klassenraum als „Alpha-Tier“ Führungsverhalten zeigen zu müssen. Umgekehrt sollte ein guter Lehrer Empfehlungen, Anregungen oder Hilfe annehmen können und offen für neue Wege sein, falls eine Unterrichtsmethode, ein Lernweg oder bestimmte Übungen sich als unergiebig erwiesen haben.
Höhepunkte im Berufsleben können auch Exkursionen außerhalb des Klassenraumes bieten: Schauplätze römischer Geschichte in Deutschland, zum Beispiel in Köln, Mainz, Trier oder am Limes, bieten sich ebenso an wie eine Kursfahrt nach Rom. Weiterführende Informationen und Links zum Thema Latein und Griechisch an Schulen und Universitäten bietet die Webseite des Deutschen Altphilologenverbandes e.V., bei dem auch Josef Rabl im Landesverband Berlin-Brandenburg mitwirkt.