Erfahrungsbericht: Go East – zwischen Peking und Shanghai

© Saskia Weneit

© Saskia Weneit

Saskia Weneit (33) stammt aus Hamburg und arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin für Print- und Onlinemedien. Am liebsten sind ihr Reportagen. Erste Profi-Erfahrungen sammelte sie zu Abi-Zeiten als Lokalreporterin für die Bergedorfer Zeitung. Es folgten journalistische Praktika neben dem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften. Anschließend absolvierte sie ihr Volontariat beim Tagesspiegel in Berlin.

Erfahrungsbericht von Saskia Weneit

Die Essgewohnheiten der Chinesen haben es der Berliner Journalistin Saskia Weneit bei ihrem Aufenthalt im Reich der Mitte besonders angetan: „Das Essen ist wahnsinnig vielfältig und lecker. Toll fand ich, dass Chinesen so gerne in Gruppen essen und das richtig zelebrieren. Es werden viel zu viele Gerichte bestellt, niemand bestellt für sich allein, sondern alle essen von allem. Das macht großen Spaß.“

2011 war Weneit mit dem Internationalen Journalistenprogramm Asien (IJP) in China. Sie erhielt ein Recherchestipendium ohne Redaktionsanbindung und schrieb für deutsche Medien über China. „Ich war zwei Monate im Land unterwegs. Mehrere Wochen verbrachte ich in Peking und Shanghai, war aber auch in Xi’an und Hongkong“, erzählt die gebürtige Hamburgerin. Vor Ort hat sie zu diversen Themen recherchiert, die sie sich vorher überlegt hatte – stieß im Land aber auch auf neue Themen. So schrieb sie etwa einen Artikel für den „Tagesspiegel“, in dem es unter anderem um eigene Erfahrungen mit heftigem Smog ging. Titel: „Dicke Luft in Peking“.

Gruppentanz und Spiele im Park

Positiv fiel ihr im Gegensatz dazu die Lebendigkeit in den Parks auf. „Ältere Chinesen treffen sich dort, irgendwer hat einen Ghettoblaster dabei und dann wird Musik angemacht und getanzt. Zu jeder Tageszeit. Das hat etwas sehr Schönes und Fröhliches.“ Manchmal bringe jemand ein Mikrofon mit und singt, während andere dazu tanzen. Auch Tai Chi-Freunde, Jongleure mit Tüchern oder Schachspieler treffen sich in den Parks und frönen ihren Hobbys.

© Saskia Weneit

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„Ich konnte mich völlig frei bewegen, habe im Internet aber über eine sichere VPN-Verbindung kommuniziert. Das war wichtig bei einigen Interviewpartnern.“ Mit den Einheimischen unterhielt sie sich auf Englisch, bei Bedarf hatte sie einen Dolmetscher dabei. Auch mit chinesischen und anderen deutschen Journalisten stand sie in Kontakt. Ihre Zeit verbrachte sie gerne in Cafés wie dem „Bookworm“ in Peking oder im Bezirk der „French Cocession“ in Shanghai. Dort kam sie umsonst ins Internet, konnte recherchieren, schreiben und Interview-Anfragen versenden. Mit Freunden und Bekannten in Deutschland blieb sie via Skype in Verbindung.

Grundlagen in Mandarin ein Muss

Zuvor hatte die Journalistin in Berlin in einem dreimonatigen Sprachkurs die Grundlagen in Mandarin (Hochchinesisch) gelernt. „Man braucht unbedingt ein paar Vokabeln und Sätze auf Mandarin. Englisch ist nicht sehr weit verbreitet. Da hilft es ungemein, wenn man etwa einem chinesischen Taxifahrer in dessen Sprache sagen kann, wo man hin will.“ Sie habe immer den Satz „Guten Tag/Hallo, ich möchte nach…“ auf Mandarin gesagt und dem Fahrer dann ihr Handy-Display mit der Ziel-Adresse unter die Nase gehalten. „Es gibt wunderbare Stadtplan-Apps in China für Expats. Die meisten Adressen hätte ich falsch ausgesprochen und wäre sonst wo gelandet.“

Mandarin bezeichnet sie als „sehr schwer“, die Schriftzeichen beherrscht sie heute nicht mehr.  „In China war ich froh, dass ich Zeichen für Mann und Frau kannte, das hilft, wenn man mal auf eine öffentliche Toilette muss“, erinnert sie sich. Eine große Hilfe waren chinesische Alumni, die über das IJP-Stipendium zuvor bereits in Deutschland gewesen waren. Sie vermittelten Weneit ein WG-Zimmer in Peking und waren wichtige Ansprechpartner vor Ort.

Neugier auf den Alltag in Fernost

Und warum China? „Ich fand die Frage spannend, wie man in einem Land wie China lebt, wie der Alltag aussieht“, erklärt die Journalistin. „China hat immer mehr an Einfluss gewonnen in der Welt und mich haben Land, Kultur und Leute fasziniert. Ich wollte Geschichten von den Menschen erzählen, die in dem Land leben.“ Nach ihrem Uni-Abschluss hatte sie bereits kurz chinesische Luft in Hongkong geschnuppert und ihre Faszination für diese Metropole entdeckt.

Das Stipendium sieht sie im Rückblick als eine tolle Erfahrung. Saskia Weneit verfolgt weiterhin, was im Land passiert und möchte China noch einmal besuchen. Interessierten Jung-Journalisten rät sie in jedem Fall, sich für das IJP-Stipendium zu bewerben. Zu empfehlen ist an dieser Stelle auch das Journalisten-Austauschprogramm „Medienbotschafter China  – Deutschland“ der Bosch-Stiftung.