Sprache des Monats: Spanisch
Von Äquatorialguinea über Panama und Chile bis zur Westsahara: In 23 Ländern ist Spanisch die offizielle Amtssprache. Dass sich die iberoromanische Sprache mit den Eigenbezeichnungen español [espaˈɲol] und castellano [kasteˈʎano] von Spanien aus rund um den Globus ausbreitete, spiegelt die historische Entwicklung wider: Ab dem 15. Jahrhundert reichte das spanische Kolonialreich von Amerika über Afrika und Asien bis nach Ozeanien.
Heute wird die Weltsprache laut Statistik-Portal statista von 420 Millionen Menschen gesprochen, davon 330 Millionen Muttersprachler (Stand: 2013), die überwiegend aus süd- und mittelamerikanischen Ländern wie Argentinien, Mexiko, Kolumbien oder Peru stammen. Auf dem amerikanischen Kontinent ist Spanisch die häufigste Muttersprache, trotz der Verbreitung des Englischen in Nordamerika. In Spanien selbst leben heute etwa 47 Millionen Muttersprachler.
Spanisch lernen: Franken im Vorteil
Das Instituto Cervantes vermittelt weltweit die spanische Sprache und Kultur. Helga Schneider (Direktionsassistenz/Kommunikation) von der Berliner Vertretung des Instituto Cervantes beschreibt Spanisch für Deutsche als leicht zu erlernende Sprache – speziell mit Vorkenntnissen in Latein, Französisch oder Italienisch.
„Die Grammatik ist recht regelmäßig, die Anzahl unregelmäßiger Verben überschaubar. Ein großer Vorteil ist, dass die Übereinstimmung zwischen Aussprache und Schriftbild sehr eng ist. Spanisch schreibt man im Großen und Ganzen, wie man es spricht“, erklärt Helga Schneider. „Dass das ‘h’ nicht ausgesprochen wird, lässt sich einfach merken. Wem das gerollte ‘r’ nicht so recht von der Zunge geht, wird trotzdem keine Verständigungsschwierigkeiten bekommen.“ Im Vorteil seien beispielsweise Franken, die – im Gegensatz zu den meisten Deutschen – ebenfalls das ‘r’ rollen: „Zungenbrecher wie ‘El perro de San Roque no tiene rabo porque Ramón Rodríguez se lo ha robado’ sollten sie mühelos bewältigen.“
„ser“ oder „estar“?
Eine Herausforderung sieht Schneider in den unterschiedlichen Bedeutungen von Adjektiven – je nachdem, ob diese mit „ser“ oder „estar“ benutzt werden. „Ein gelangweilter Mensch sollte unbedingt ‘estoy aburrido’ verwenden, um seinen Zustand auszudrücken. Benutzt er ‘soy aburrido’, entlarvt er sich selbst als Langweiler.“
Wer Eindrücke über den Klang der Sprache gewinnen möchte, findet Hörproben hier: http://www.cornelsen.de/erw/reihe/r-6392/ra-8273/redaktionell/1.c.3094436.de oder hier: http://www.audio-lingua.eu/spip.php?rubrique4&lang=fr
Das Spanische wurzelt im mittelalterlichen Vulgärlatein, das sich aus dem Lateinischen entwickelte. Ab 300 vor Christus eroberten die Römer die Iberische Halbinsel. Durch ihre Beamten und militärische Präsenz fand die lateinische Sprache Verbreitung, verdrängte dabei die ursprünglichen iberischen Sprachen und wurde zur Umgangssprache.
Unterschiede in der Sprachpraxis
In der heutigen Sprachpraxis finden sich große Unterschiede innerhalb Spaniens. Die andalusische Variante ist bekannt für das Verschlucken fast aller Konsonanten am Ende. „Die Andalusier haben es auch nicht so mit dem Lispeln, an dem man Spanier häufig zu erkennen glaubt. Das vereint Südspanier mit den Lateinamerikanern“, weiß Helga Schneider. „Das starke Lispeln, ähnlich dem englischen ‘th’, trifft man vor allem in Madrid, Aragón und Castilla la Mancha an.“
Es gibt zahlreiche länderspezifische Unterschiede im Vokabular. Fährt man auf Kuba am Morgen mit „la guagua“ (dem Bus) zur Arbeit, so bedarf in Chile „la guagua“ (das Baby) der elterlichen Fürsorge. „Interessant ist auch, dass es in Lateinamerika sehr förmlich, geradezu höfisch, zuzugehen scheint“, führt Helga Schneider aus. „Vor allem in Zentral- und Südamerika trifft man statt tú (‘du’) in der 2. Person Singular auf vos (historisch ‘Ihr’), daher wird dieses Phänomen auch ‘voseo’ genannt. Im Plural wird vosotros/as (‘ihr’) zu ustedes (‘Sie’).“ Ein Umstand, der noch an die sprachlichen Gepflogenheiten der Kolonialzeit erinnert.