Berufsbild: Reisejournalist
Weltweit unterwegs sein, in fremde Kulturen eintauchen, ungewöhnliche Menschen treffen und ihre Geschichten erzählen: Für viele Berufseinsteiger klingt die Tätigkeit als Reisejournalist wie ein Traumjob. Für die Wahl-Berlinerin Anja Martin gehört die journalistische Arbeit im Ausland zum beruflichen Alltag. „Etwa ein Drittel meiner Arbeitszeit entfällt auf Reisegeschichten, zurzeit vielleicht auch die Hälfte“, erklärt die freie Journalistin. „Auf Reisen bin ich etwa sechs Wochen im Jahr, aber Vorbereitung, Nachrecherche, Schreiben und Organisatorisches nehmen weitere Zeit in Anspruch.“
Kein eigenständiger Beruf
Reisejournalismus ist kein Beruf, sondern eine Ausrichtung innerhalb des Journalismus. Anja Martin, die beim Burda Verlag und an der Deutschen Journalistenschule ausgebildet wurde, schreibt ihre Reportagen und Berichte meist unterwegs oder im Journalistenbüro Freistil in Berlin. Die Themen sind bunt gemischt: Mal begleitet sie eine Amateur-Rallye durch die jordanische Wüste für die „Süddeutsche Zeitung“, mal geht es für „Mare“ nach Belfast, um einen nordirischen Pfarrer zu porträtieren, der eine überkonfessionelle Kirche auf einem Schiff gründen will. „Eigentlich geht es immer um Menschen“, sagt die 44-Jährige, die mit ihrem Lebenspartner (einem Fotografen), der gemeinsamen Tochter und ihrem Husky zusammenlebt.
Vor der Abfahrt die Story im Kopf
Wenn sie nicht beauftragt wird, schlägt sie selbst Themen vor und verschickt zunächst Exposés, welche die mögliche Geschichte umreißen. „Oft ist es schwer vorher zu sagen, was an der Destination die spannende Geschichte ist. Vor allem hängt es auch davon ab, welche Leute man dort trifft. Aber ohne eine Story im Kopf loszufahren ist auch schwierig, weil man nicht so fokussiert beobachtet.“ Zu ihren bisherigen journalistischen Reisezielen zählen neben europäischen Destinationen unter anderem Israel, Südafrika, Sri Lanka, Anguilla, Aruba, Venezuela und die USA.
Künftigen Reisejournalisten rät Anja Martin zu einer soliden journalistischen Ausbildung – am besten in Form eines Volontariats bei einem Verlag oder durch ein praxisnahes Studium an einer Journalistenschule. Erfahrungen mit Rucksackreisen im Ausland, gute Fremdsprachenkenntnisse (speziell Englisch und Spanisch), Praktika in Reiseredaktionen sowie Neugier, Offenheit und Empathievermögen seien ebenfalls von Vorteil. „Wichtig ist auch, Kontakte zu Agenturen und Fremdenverkehrsbüros aufzubauen, die zu Pressereisen einladen.“
Mehrere Standbeine ratsam
„Bei Pressereisen muss man sich meist um nichts kümmern, außer um die eigene Geschichte, die man im Kopf hat“, erzählt Martin. Flüge, Hotels, Mahlzeiten, Transfers und Guides werden dann komplett übernommen. Für Visa und eventuell notwendige Impfungen sind die Reisejournalisten selbst verantwortlich. Viele von ihnen sind Freiberufler. Da die Auftragslage schwanken kann, empfiehlt Anja Martin ihren Kollegen, sich mehrere Standbeine und thematische Schwerpunkte zu schaffen, um flexibel zu sein. „Niemand sollte Reisejournalist werden, weil sie oder er so gerne in den Urlaub fährt“, gibt sie Interessierten mit auf den Weg. „Das ist etwas völlig anderes.“
Für Anja Martin ist der Journalismus auf Auslandsreisen in der Tat so etwas wie ein Traumjob: „ Tatsächlich war das schon immer meine Vorstellung von Journalismus, die Welt zu erkunden und Geschichten zu schreiben. Ich liebe es unterwegs zu sein und in den Alltag und die Lebenswirklichkeit anderer einzutauchen, soweit das geht und ohne sich aufzudrängen.“
Wer mehr über Anja Martin erfahren möchte, bekommt Infos auf ihrer Website www.anjamartin.net