„Beim ersten Angebot bin ich weg!“ Berufsbild Auslandskorrespondent

Burkhard_BirkeWer möchte nicht gerne dort arbeiten, wo andere Urlaub machen? Zum Beispiel als Auslandskorrespondent/in in den schönsten und spannendsten Städten der Welt. Burkhard Birke (57) hat sich diesen Traumberuf erfüllt. Der Journalist, der unter anderem für die ARD, den Deutschlandfunk und das Deutschlandradio berichtete, war als Korrespondent in Washington D.C. (1988-1990), Brüssel (1990-1994), London (1994-1999) und Paris (2006-2011) im Einsatz.

Birke, heute Redakteur und Moderator bei Deutschlandradio Kultur in Berlin, studierte VWL, Spanisch und Französisch, ehe er 1982 beim Saarländischen Rundfunk sein Berufsleben begann. Dort war er als Reporter, Redakteur und Moderator in TV und Hörfunk aktiv. Ein Quereinsteiger. „Heutzutage ist ein abgeschlossenes Studium plus Volontariat oder die Ausbildung an einer Journalistenschule neben guten Sprachkenntnisse und Auslandsaufenthalten das Mindeste, was Kandidaten mitbringen sollten“, so Birke zu den Voraussetzungen für den Korrespondentenberuf.

Es gibt keinen Königsweg – aber journalistisches Know-how, gute Kenntnisse der Sprache und der Kultur des Ziellandes sind unabdingbar. Birke, der stets mit Frau und Kindern in die Ferne zog, nennt daneben extreme Neugier und Kommunikationsfreudigkeit als wesentliche Eigenschaften für diesen Beruf. „Ganz wichtig ist auch der richtige Umgang mit technischen Geräten. Korrespondenten sind oft auf sich allein gestellt und sollten technik-affin sein.“ Nicht zuletzt gilt es, sich selbst gut zu organisieren. „Man ist sein eigener Reisedienst und sein eigenes Sekretariat“, so Birke.

Der Mühe Lohn und für Birke der größte Reiz: Korrespondenten haben die Möglichkeit, (welt-) politische Ereignisse hautnah zu erleben und darüber zu berichten. Zu den Highlights seines Korrespondentenlebens zählt er die Maastricht-Verträge, den ersten Start eines Raum-Shuttles nach dem Discovery-Unglück oder die präsidiale Amtseinführung von George Bush Senior.

Mit dem Beruf einher gehe eine große Verantwortung und eine Filterfunktion: „Leser, Hörer und Fernsehzuschauer sehen das Land durch die Brille des Korrespondenten. Es geht darum, dortige Abläufe für sein Heimatland einzuordnen, dabei objektiv zu bleiben und die Berichterstattung auf den Kenntnisstand der Bevölkerung in Deutschland abzustellen.“ Auch auf persönlicher Ebene hat Birke das Korrespondentenleben vielfältig bereichert – von beeindruckenden Reise-Eindrücken bis hin zu anhaltenden Freundschaften.

Aus der Türkei und ihren Nachbarländern berichtet Sabine Küper-Büsch. Die Auslandskorrespondentin und Dokumentarfilmerin sagt: „Gute Auslandskorrespondent/innen sollten sich wie ein Medium zwischen ihrem Berichtsgebiet und dem Rezipienten verstehen und sich davor hüten, in den allgemeinen Tenor der Mainstream-Meinungsmacher zu verfallen. Der sorgt dafür, dass von New York City bis Tokio alle Medien mehr oder minder die gleichen Agenturmeldungen leicht abwandeln.“

Eine Kernfrage, die Korrespondenten umtreibt, lautet: feste oder freie Stelle? „Ich habe immer als Freie gearbeitet, weil ich nicht erst den langwierigen Weg durch eine Sendeanstalt antreten wollte. Ich bin direkt nach dem Studium nach Istanbul und habe drei Jahre im ARD-Studio als Producerin gearbeitet und mich dann selbständig gemacht”, erzählt Sabine Küper-Büsch. Es folgten unter anderem Beiträge für die ARD-Sendung “Kontraste“ und für n-tv.

Burkhard Birke, einst in Washington selbst Freiberufler mit mehreren Standbeinen, rät jungen Korrespondenten heute aufgrund der Sparpolitik in den Funkhäusern zur Festanstellung. “Die Sender decken inzwischen fast alle Aufgaben mit fest angestellten Mitarbeitern ab. Außerdem sind Städte wie London und Paris extrem teure Pflaster.“ Dennoch bleibt Korrespondent sein Traumberuf: „Beim ersten Angebot wäre ich weg!“

Foto: © Burkhard Birke