Fremdsprachen für Kita-Kinder
An deutschen Grundschulen ist der Erwerb einer Fremdsprache (meistens Englisch) ab Klasse 1, 2 oder 3 nahezu flächendeckend gängige Praxis. Der leichte Zugang von Kindern zu Sprachen ist allgemein anerkannt und wird dazu genutzt, die Schüler mit spielerischen Übungen, Bewegung und Musik zu unterrichten. Wird dieses Potenzial auch im Vorschulalter aktiviert? “Zweisprachige Kitas haben in Deutschland Hochkonjunktur”, weiß der Anglist und Sprachwissenschaftler Prof. Henning Wode aus Kiel. Genaue Zahlen gebe es nicht, weil ständig neue Einrichtungen dazu kämen.
Der frühkindliche Fremdsprachenerwerb findet vor allem in Englisch, in grenznahen Regionen auch in Nachbarsprachen wie Französisch (Saarland) oder Dänisch (Schleswig-Holstein) statt. Allerdings, so schränkt der Sprachforscher ein, unterscheiden sich die Angebote für das Kindergartenalter stark in Hinblick auf Intensität und Kontakt mit der Fremdsprache.
Prof. Wode setzt auf intensive frühe Immersion und empfiehlt, die Kinder in der Kita in ein fremdsprachliches Umfeld zu versetzen und dabei die Fremd- zur Alltagssprache zu machen. Auf diese Weise würden sie sich eine Sprache intuitiv und ganz natürlich aneignen. “Es ist wichtig, die Fremdsprache in vorschulischen Einrichtungen ganz intensiv zu nutzen. Am erfolgreichsten lernen diejenigen Kinder, die in bilingualen Kitas nur die Fremdsprache sprechen.”
Bedenken von Eltern, dass die Muttersprache der Frühlerner darunter leidet, kennt der Professor – und kann sie zerstreuen: “Die Forschung hat ergeben, dass dies nicht der Fall ist. Außerdem sprechen die Kinder untereinander auch weiterhin Deutsch, wenn die Fremdsprache die Alltagssprache der Kita ist.”
Wichtig sei, die Erzieher gezielt zu schulen. Prof. Wode hält zwei Erzieher pro Gruppe für ideal: möglichst einen Muttersprachler, der die Fremdsprache vermittelt und einen, der die Muttersprache der Kinder spricht. Als Lehrmaterial eigne sich alles, was zum Kita-Alltag dazugehört – von Spielsachen über Bilderbücher und Bastel-Materialien bis zum Frühstücksgeschirr. Andere Ansätze, in denen die Fremdsprache in geringerem Umfang erprobt wird, hält er für wenig effektiv.
Frühkindliches Fremdsprachenlernen macht laut dem Experten nur Sinn, wenn die Sprache in der Schule ab der 1. Klasse intensiv weiterentwickelt wird – optimal sei, alle Fächer außer Deutsch in der anderen Sprache abzuhalten.“ Als positive Beispiele nennt Prof. Wode bilinguale Kitas und Grundschulen in Hamburg und Schleswig-Holstein, die genauso verfahren. Am Ende der 4. Klasse seien diese 10-11-Jährigen richtig fit in der Fremdsprache.
Auf der Expolingua 2013 präsentiert sich der TALISA Kinderbuch-Verlag, um den Besuchern beispielsweise seine bilingualen Kinderbücher vorzustellen. Diese besitzen ein hohes Potenzial zur Sprachförderung und ermöglichen, bereits im frühen Kindesalter die Sprachentwicklung gleichzeitig in beiden Sprachen auszuprägen.
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