Max-Planck-Studie: Kulturelle Entwicklung bestimmt Sprache?

Bis heute galt in der Linguistik vorherrschend die Grundthese, dass die Sprachentwicklung von universellen Regeln, deren Ursprung im menschlichen Gehirn liegt, bestimmt wird. Eine Ansicht stützt sich auf eine genetisch vorprogrammierte „Universalgrammatik“, eine andere Strömung geht von einer „universellen Wortordnung“ aus.

Eine aktuelle Studie des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik in Nijmegen scheint beide Annahmen zu relativieren. Die Untersuchung der Wortstellungen in verschiedenen Sprachen zeige, dass Sprachen nicht in erster Linie angeborenen Regeln der Sprachverarbeitung unterworfen sind. Entscheidend für die Satzstruktur einer Sprache sei ihre Vorgeschichte, also ihre kulturelle Prägung.

Die Forscher des Max-Planck-Instituts analysierten 301 Sprachen aus vier großen Sprachfamilien hinsichtlich der Reihenfolge von Satzteilen. Im Mittelpunkt der Untersuchung stand jeweils die Reihenfolge von Satzteilen wie „Objekt-Verb“, „Genitiv-Hauptwort“ oder „Relativsatz-Hauptwort“ und die Frage, ob sich deren Position im Satz gegenseitig beeinflusst. Ziel der Forscher war es zu untersuchen, ob sich die Stellung des Verbs auch auf andere Wortfolgen auswirkt.

Die Studie deutet daraufhin, dass die kulturelle Entwicklung sehr viel stärker beeinflusst, wie sich eine Sprache entwickelt, als universelle Regeln. Die Sprachstruktur ist also offenbar weniger biologisch festgelegt, sondern wird von ihrer Abstammung geprägt.

Die Studie erschien in der Fachzeitschrift Nature, 2011. Eine Zusammenfassung ist hier zu finden.