Sprachforschung: Liegt der Ursprung des Indogermanischen in Anatolien?

Wo lebten die Sprecher des indogermanischen Ursprungs und wer waren sie? Mit diesen Fragen haben sich die Forscher um Remco Bouckaert von der University of Auckland in Neuseeland beschäftigt. Um Antworten zu erhalten nutzten sie ein neues Verfahren, mit dem bisher Genetiker die Verwandtschaftsverhältnisse bei Arten untersuchen. Die Wissenschaftler gaben Wörter aus 103 gegenwärtigen und vergangenen Sprachen, die einen gemeinsamen Ursprung haben, in ein Computerprogramm ein und kamen zu dem Ergebnis: Die Sprecher des Ur-Indogermanischen lebten in Anatolien. Das berichten die Forscher im Fachmagazin Science.

Die Theorie sei nicht neu, so die Frankfurter Rundschau. Sie sei eine von zwei Modellen zur indogermanischen Ursprache, um die sich die Sprachwissenschaftler schon länger streiten. Zum einen lebten die Sprecher des Ur-Indogermanischen in der heutigen Türkei nördlich des Mittelmeeres. Durch die Landwirtschaft wurden ehemalige Jäger und Sammler sesshaft. Dadurch setzte sich auch ihre Sprache in der Region durch. Dieses Modell, das auch die neue Studie erhärtet, habe jedoch viele Gegner.

Eine anderer Ansatz zur Ursprache geht auf die Archäologin Marija Gcimbutas zurück. Sie verortet den Ursprung in der heutigen Ukraine. Dort lebten die Angehörigen der Kurgan-Kultur, die das Pferd als Reittier nutzten, um große Distanzen zu überwinden. Das könne dazu geführt haben, dass Einheimische in der Umgebung ihre Sprache übernahmen, weil die Neueinwanderer sozial höher gestellt waren.

Die neue Studie wird den Streit um die beiden Theorien wahrscheinlich nicht lösen können. Spannende Hintergründe, um sich näher mit den beiden Modellen zu beschäftigen, bietet unter anderem der aktuelle Beitrag im Fachmagazin Science: www.sciencemag.org/content/337/6097/957.abstract

Fotostrecke Spiegel Online

Ein Beitrag von BBC:  www.bbc.co.uk