Traumberuf Konferenzdolmetscher – Expertentipps für den Start

Was sollte man mitbringen, um ein guter Konferenzdolmetscher zu werden? Was muss man studieren? Welche Möglichkeiten und Chancen hat man im Berufsleben, wie sieht der Arbeitsalltag aus?

Aleksandra Kwasnik und Andrea Wilming vom Verband der Konferenzdolmetscher (VKD im BDÜ) erläutern für den Expolingua-Blog alles Wichtige für angehende Konferenzdolmetscher. Im ersten Teil erklären die Expertinnen Grundsätzliches zum Berufsbild und wie der Weg zum Konferenzdolmetscher aussehen kann.

Wer sich für den Beruf des Konferenzdolmetschers entscheidet sollte, laut Aleksandra Kwasnik und Andrea Wilming, zunächst sehr gute Kenntnisse der Muttersprache und mindestens einer weiteren Sprache mitbringen. Wichtige Eigenschaften für das spätere Berufsleben sind aber auch Nervenstärke, Flexibilität und Durchhaltevermögen, geistige Beweglichkeit, Reaktionsschnelle, eine hohe Konzentrationsfähigkeit und gute Auffassungsgabe. Dolmetscher lernen nie aus, die Bereitschaft sich ständig weiterzubilden ist ebenfalls eine Grundvoraussetzung.

Doch wie wird man Konferenzdolmetscher? Der klassische Ausbildungsweg ist ein Hochschulstudium (eine Übersicht mit Studienorten finden Sie hier). Der frühere Abschluss ‚Diplom-Dolmetschen’ ist inzwischen flächendeckend von den Abschlüssen ‚M. A. Konferenzdolmetschen’ bzw. ‚Master of Arts in Conference Interpreting’ abgelöst worden. Eignungstest müssen an fast allen deutschen Hochschulen absolviert werden und das Studium dauert etwa 10 Semester. Auslandsaufenthalte sind dabei erwünscht und gefördert.

Viele Studenten brechen das Dolmetschstudium ab, weil sie Studieninhalte wie in der Romanistik oder Anglistik erwarten. Im Studium wird man jedoch primär mit den verschiedenen Techniken des Dolmetschens vertraut gemacht und trainiert diese, ähnlich wie ein Leistungssportler seine Fähigkeiten trainiert. Grammatikkurse sind zwar ebenfalls dabei, Sprach- und Kulturkenntnisse sollten die Studenten aber bereits mitbringen und sich selbständig und kontinuierlich auf den neuesten Stand halten.

Wie viele Sprachen ein Dolmetscher beherrscht, lässt sich nicht verallgemeinern. Wer an einer deutschen Hochschule einen Abschluss im Fach Dolmetschen macht, meistert in der Regel eine A-, eine B- und eine C-Sprache.

Beim Dolmetschen wird zwischen aktiven und passiven Sprachen unterschieden. Zu den aktiven Sprachen (= Sprachen, aus denen und in die ein Dolmetscher dolmetscht) zählen die sog. A-Sprache (Muttersprache) und die sog. B-Sprache (eine Fremdsprache, die der Dolmetscher quasi auf Muttersprachler-Niveau beherrscht). Unter einer passiven Sprache, die auch als C-Sprache bezeichnet wird, versteht man eine Sprache, aus der ein Konferenzdolmetscher dolmetscht, ohne aktiv in diese Sprache zu dolmetschen.

Mit wie vielen Sprachen ein Dolmetscher arbeitet hängt letztlich ganz von dem jeweiligen Dolmetscher, seinem Wirkungsort und seinen Einsatzgebieten ab. Die beiden Expertinnen vom Verband der Konferenzdolmetscher dazu: „In den deutschen Simultankabinen bei der Europäischen Union arbeiten die Dolmetscher aus ihren drei, vier, fünf oder mehr C-Sprachen ausschließlich in ihre A-Sprache, das heißt ins Deutsche. Auf dem freien Markt in Deutschland dagegen wird eine Kabine in der Mehrheit der Fälle mit zwei oder drei Dolmetschern besetzt sein, die zwischen A- und B-Sprachen hin und her dolmetschen.“

Der Verband der Konferenzdolmetscher im Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. besteht seit 2003 und vertritt die Interessen seiner Mitglieder und ganz allgemein des Berufsstandes der Konferenzdolmetscher, insbesondere in Deutschland gegenüber nationalen und internationalen Organisationen, Behörden, Körperschaften, Regierungen, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Er zählt derzeit über 350 Mitglieder (davon ca. 2/3 Vollmitglieder und ca. 1/3 Anwärter).

VKD im BDÜ im Internet: www.vkd.bdue.de

Im zweiten Teil, der in wenigen Tagen auf diesem Blog erscheinen wird, berichten Aleksandra Kwasnik und Andrea Wilming über den Arbeitsalltag eines Konferenzdolmetschers.