Jugendsprache heute
von Jennifer Giwi
„Was ist das für 1 Wort vong Bedeutung her?“ Der Slang von Jugendlichen ist für viele Erwachsene ein Buch mit sieben Siegeln. Viele Jugendliche verständigen sich mit Halbsätzen. Andere reden so, als würden sie gerade erst Deutsch lernen. In den vergangenen Jahren hat sich die Jugendsprache stilistisch vor allem durch verschiedene Internetseiten verändert. Es ist ein Slang entstanden, den man beispielsweise an der “1″ für ein/eine/einem oder am “vong her” erkennt.
“Alles stabil?”, “Was is’ gerade bei dir awesome tight” oder “Gönn dir” – Jugendsprache ist für viele Erwachsene wie eine Fremdsprache. Vor allem in den vergangenen Monaten liest man in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co verstärkt krude Sätze, wie “Was ist das für 1 Leben vong Sinn her” oder Ausdrücke und Wörter wie “bashen” (besiegen), “zugetackert” (für viele Piercings haben), “Beef” (für Streit, Kampf). Aber auch kurze, grammatikalisch nicht korrekt verwendete Sätze wie “Hast du Auto?” sind auch bei deutschen Muttersprachlern immer beliebter. Auf der Facebook-Seite Jugendwort des Jahres wird dazu die treffende Frage passend formuliert: “Na, was sagt ihr zu dieser Sprache vong Bildung her?!“
Skurrile Ausdrücke, neue Wörter
Auf der Seite jugendwort.de kann man jedes Jahr das “Jugendwort des Jahres” einreichen, das seit 2008 im Wörterbuch der Jugendsprache “100% Jugendsprache” unter anderem auf Initiative von Langenscheidt und BRAVO erscheint. 2016 lautete das Jugendwort “fly sein” (abgehen), über das Jugendwort für 2017 kann vom ersten September bis Ende Oktober abgestimmt werden. Warum macht man vermeintlich absichtliche Fehler und warum sind Wortkreationen wie “i bims” in? Der Ausdruck “I bims” ist das gleiche Stilmittel wie “vong” und soll die vereinfachte Form von “ich bin’s” ausdrücken. Das ist vereinfacht und nicht korrekter Rechtschreibung geschuldet, die vor allem durch schnelles Tippen am PC oder Smartphone verursacht wird. Zum anderen grenzen sich Jugendliche durch ihre Sprache gegenüber den Erwachsenen ab. Jede Jugendgeneration hat ihre eigene Sprache. Es geht um Cliquenbildung und ums Dazugehören.
Jugendsprache im Wandel der Zeit
Als Zeichen der Identität kreieren Jugendliche seit jeher eigene Ausdrucksformen und Sprechweisen. Häufig werden neue Wörter für bekannte Dinge verwendet. Beispielsweise waren “wuchtig”, “spitz”, “dufte” und “super” in den 50ern beliebte Alternativen für “gut” oder “prima”, in den 60ern wurde daraus “bedient” und “steil”, in den 70ern “geil”, “astrein”, in den 80ern “cool”, “abgefahren”, in den 90ern “fett”, zur Jahrtausendwende lösten “tierisch” und “mega”, “irre” und “atom” ab. Heute verwendet man dafür das Wort “lit”, zum Beispiel in “Die Party war wirklich lit.” Jede Generation entwickelt eine neue und eigene Sprache. Eine kleine Ausnahme ist der Teenagerjargon aus den 60ern, der langfristig zur gesetzten Umgangssprache wurde, viele Jugendwörter kennt man noch heute: “Es läuft” abgewandelt zu “Läuft bei dir” oder “Du hast es drauf” und “cool”. Zentrales Thema der Jugendsprache damals und heute sind nach wie vor die Beziehungen zwischen den Geschlechtern.
Weitere Links:
Jugendsprache übersetzt: www.klartextsatire.de/kultur/sprache/jugendsprache
Facebookseite Jugendwort des Jahres: www.facebook.com/jugendwort
Das Jugendsprache-Quiz: was-ist-jugendsprache.de