Online-Petition für Weiterführung des Sorbisch-Unterrichts in Brandenburg

© Kathleen Komolka

von Lutz Steinbrück

In Sachsen und in Brandenburg lernen derzeit etwa 6.000 Kinder die sorbische Sprache. Eine Elterninitiative macht jetzt mobil gegen eine geplante Verordnung des Brandenburgischen Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport, wonach die Bedingungen für den Sorbischunterricht derart verschlechtert werden könnten, dass Sorbisch aus den Schulen zu verschwinden droht. Mit einer Online-Petition machen die sorbischen Eltern gegen diese Pläne mobil und suchen Unterstützer für ihr Anliegen.

Als anerkannte Minderheit im Lausitzer Siedlungsgebiet Brandenburgs pochen die Sorben auf ihre schutzwürdigen Interessen in Bezug auf den Erhalt und die Förderung ihrer sorbischen Sprache und Kultur, welche durch die Verfassung geschützt ist. Wer dieses Anliegen im Sinne einer fortbestehenden sprachlichen Vielfalt in Deutschland unterstützen möchte, kann die Online-Petition unterzeichen und teilen. Zu den Unterstützern der Petition zählt auch der Domowina. Das ist der Bund Lausitzer Sorben. Dessen Vorsitzender David Statnik erläutert im Interview mit Sprachennetz.org die Beweggründe für die Mitmach-Aktion.

Die Sorben sollten doch eigentlich auch in Brandenburg als anerkannte, von der Verfassung geschützte Minderheit nicht um den Sorbischunterricht an Schulen bangen müssen. Warum bereitet Ihnen die geplante Verordnung des Bildungsministers Günter Baaske ernsthafte Sorgen?

Weil die Verordnung, so wie sie im Referentenentwurf vorgelegt wurde, am Großteil der bisherigen Schulen den Sorbisch-/Wendischunterricht gänzlich zum Erliegen bringen würde. Damit wäre ein Ende für den bisherigen Stand der schulischen Sprachbildung besiegelt.

Welche Argumente führt das Bildungsministerium für diese Pläne ins Feld?

Das ist eine berechtigte Frage, die ich nicht zu beantworten vermag. Grundsätzlich gehe ich von keiner Mutwilligkeit aus, es wird also Gründe geben. Für uns ist jedoch fraglich, ob diese Gründe dem Verfassungsauftrag entsprechen. Die Verfassung garantiert allen Eltern das Recht auf eine sorbische beziehungsweise wendische Schulbildung ihrer Kinder. Die jüngsten Äußerungen des Ministers Baaske lassen hoffen, dass uns dieses Ziel nun doch eint. Trotzdem bleiben wir skeptisch. Unsere Sprache ist uns einfach zu wichtig.

Wie beurteilen Sie die Erfolgsaussichten der Petition? Kann diese den Forderungen der Elterninitiative politisches Gewicht verleihen und Einfluss auf die Umsetzung der Verordnung nehmen?

Definitiv. Diese Petition zeigt, dass das Thema gesellschaftlich relevant ist und das nicht nur innerhalb des sorbischen/wendischen Volkes. Es gibt bereits viele Unterstützer. Ich werte dies als ein Zeichen, dass die Gesellschaft den Mehrwert der Geschichte, Identität und Vielfalt unseres Volkes annimmt und erkennt. Wir sind ein gleichberechtigter Teil unseres Landes.

Wie steht es aktuell um die Ausbildung für Sorbisch-Lehrkräfte? Wo findet sie statt und gibt es genug Nachwuchs? 

Die Lehramtsausbildung für das Fach Sorbisch/Wendisch findet am Institut für Sorabistik an der Universität Leipzig statt. Es ist der einzige Standort. Sorgen bereitet uns der generelle Lehrermangel, der in Sachsen und Brandenburg herrscht. Wir suchen händeringend nach Lehramtsanwärtern, die Sorbisch beherrschen. Laut einer Hochrechnung der Sächsischen Regierung aus dem Jahr 2016 müssen bis 2025 annähernd 100 Lehrerstellen allein in Sachsen neu besetzt werden. Hierzu wurde ein umfänglicher Maßnahmenplan vorgelegt. Wir hoffen, dass wir damit drohenden Einschnitten entgegenwirken können und unterstützen derartige Initiativen der Länder gern.