Sprachen lernen durch Theater
Sprachkurse und Sprachreisen sind eine Möglichkeit, seine Englischkenntnisse zu vertiefen. Eine andere ist, durch ein interaktives Theaterformat, wie auf der EXPOLINGUA Berlin 2016, spielerisch mit einer bestimmten Fragestellung sein Englisch verbessern und dabei auch Theatertechniken und -übungen erlernen. Gemeinsam erfindet eine Schülergruppe eine Geschichte und bringt sie sofort zum Leben. Unterstützt wird die Gruppe von mindestens einem professionellen Schauspieler.
Was sind die Vorteile des Lernens einer Sprache durch Theater?
Die Kinder lernen im Theater nicht nur die Sprache, sondern gewinnen weitere Kenntnisse dadurch, dass sie mit allen Sinnen lernen. Die Atmosphäre für die Schüler ist natürlich anders als im Klassenzimmer, die Umgebung ist eine andere, aber auch die Qualität ist anders, da es ja beim Theaterspielen nicht um den Lernstoff an sich geht.
Bei einem Theaterbesuch hat die ganze Klasse ein Gruppenerlebnis. Die professionellen Schauspieler sind Muttersprachler. Die Klassen sollen sich vor dem Besuch des Theaters vor- und auch nachbereiten, sie erhalten das Skript mit Übersetzungen und kurzen Beschreibungen des Stücks.
Die Fremdsprache wird durch verschiedene Aspekte erlebt, alle Sinne werden angesprochen. Die Teilnehmer arbeiten visuell, aber auch Musik spielt eine bedeutende Rolle. Die Kinder tauchen in eine andere Welt ein. Wenn Schüler zum ersten Mal an unserem Theaterworkshop teilnehmen, haben sie anfangs noch Sorge, dass sie nichts oder nicht viel verstehen werden. Doch am Ende der Vorführung machen sie die positive Erfahrung, dass sie ihre Angst vor dem Sprachen lernen, Sprachen verstehen und Sprachen anwenden verloren haben.
Wie arbeiten Sie mit Schulen und Lehrkräften zusammen? Wie gestaltet sich ein Workshop?
Wir haben 3 verschiedene Arten von Workshops: Workshops für Schulklassen, private Workshops für Jugendliche und Workshops für Lehrer.
Ein Workshop für Schüler sieht beispielsweise so aus: An einer Schule gibt es einen Workshop, an dem alle 7. Klassen teilnehmen. Am Ende des Workshops gibt es eine zweistündige Aufführung. Das Thema wird entweder von einem Lehrer oder den Schülern selbst vorgeschlagen, beispielsweise “Emotions and Drive“: Vokabeln, Sätze und kleine Geschichten kommen von den Schülern selbst. Diese werden je nach Talent wie Ausdruck der Stimme, Musik oder Tanz den Geschichten zugeordnet.
Die Grundschule in Reinickendorf zum Beispiel hat bisher an circa 17 Workshops teilgenommen und ein eineinhalbstündiges Stück entwickelt.
Es gibt auch private Workshops für Jugendliche im Alter zwischen 11 und 14 Jahren. Das Platypus Youth Theater dauert zehn Wochen lang und ist auf Englisch: Viele der Teilnehmer sind Englisch Muttersprachler oder zweisprachig aufgewachsen. In ihrem Alltag sprechen sie aber verstärkt Deutsch und bekommen während des Theaterspielens die Möglichkeit, Englisch zu sprechen.
Einige Lehrer nutzen das Medium Theater. Wir haben aber auch Schülergruppen, die eine Fremdsprache lernen und das mittels des Mediums Theater machen. Für diese bieten wir einen Workshop mit dem Schulbuchverlag Cornelsen an. Dort lernt man, wie man Theateraktivitäten in einen Schulunterricht einbaut oder man wie man Schüler ermutigt mittels Theaterübungen eine Fremdsprache zu erlernen. Für die Theaterübungen mit den Lehrern haben wir eine Handpuppe. Wir lehren auch Techniken des Puppenspiels. Außerdem erklären wir, wie wichtig der Raum ist: Er muss ermöglichen, Sprechübungen und Bewegungsübungen zu machen.
Für wen sind die Kurse besonders geeignet?
Unsere Projekte und Theaterspiele sind für die Schüler geeignet, die Englisch lernen wollen. Das Medium Theater dient dann dazu, die Sprache zu vertiefen und weiter auszubauen.
Wie unterstützt bzw. motiviert diese Lehrmethode Sprachlerner, die den Spracherwerb eher als Herausforderung empfinden?
Wir haben zwei verschiedene Projekte: Theaterstücke und Workshops. Alle sechs Monate publizieren wir den Spielplan für das nächste Halbjahr. Unser Programm ist sehr vielfältig und wir haben je nach Alter und Sprachstufe verschiedene Zielgruppen. Wir organisieren Workshops von der 3. bis zur 8. Klasse. Wir sind mittlerweile an Schulen sehr bekannt und haben auch schon einen Publikumspreis gewonnen.
Ich sehe Theater nicht unbedingt als Lehrmethode. Denn Schüler, die zum ersten Mal ein englisches Theaterstück anschauen, verhalten sich eher passiv. Aber alle teilen dasselbe Schicksal: Sie müssen zuhören. Der Anfang des Theaterspielens ist immer schwer, weil die Kinder Angst haben, dass sie etwas nicht verstehen oder falsch machen. Wir verteilen unterschiedliche Aufgaben je nach Talent und wer kein Monolog halten will, muss das auch nicht. Wichtig ist aber auch, dass diese Schüler auf der Bühne stehen und sprechen – das machen sie dann zu zweit oder im Chor. Jeder beschäftigt sich mit den Sachen, die ihm am meisten Spaß machen. So können die Schüler gut Englisch lernen.
Der Workshop “Platypus Theater. Workshop for English teachers and pupils” findet am Freitag den 18.11. von 15:00 – 16:30 Uhr in der EXPO Werkstatt im Obergeschoss statt. Er wird von Anja Scollin, Josh Spriggs und Peter Scollin geleitet.