Großer Andrang: Fremdsprachenkurse für Flüchtlingshelfer
Die Zahl geflüchteter Menschen nimmt weltweit zu. 1,1 Millionen von ihnen kamen 2015 in Deutschland an. Damit steigt auch der Bedarf an Fremdsprachenkenntnissen für Flüchtlingshelfer. Volkshochschulen und Organisationen wie das Rote Kreuz bieten entsprechende Kurse zur besseren Verständigung an.
Auch auf der EXPOLINGUA Berlin 2016 am 18./19.11. in Berlin wird das Thema in Vorträgen vertieft. VHS-Sprachlehrerin Amina Orth bietet in ihrem Vortrag „Drei Buchstaben, drei Radikale – die fremde Struktur des Arabischen. Ein Minikurs für Flüchtlingshelfer.“ einen Einblick in ihre Arbeit. Ebenso ist Liz Harris vom Internationalen Roten Kreuz mit dem Vortrag „Languages and the ICRC“ vertreten.
Christian Schmelter ist Programmbereichsleiter für Fremdsprachen sowie
„Gesundheit informativ“, Kochkultur und Ernährung an der VHS Berlin-Pankow. Er informiert im Sprachennetz-Interview über die Abläufe, Hintergründe und Besonderheiten dieser neuen Fremdsprachenkurse.
Welche Fremdsprachen bieten Berliner Volkshochschulen seit wann für Flüchtlingshelfer an?
Seit Herbst 2015 bieten wir Arabisch an, vereinzelt auch Farsi. Für die Teilnehmer sind die Sprachkurse kostenlos, die VHS übernimmt ihre Finanzierung im Rahmen ihres öffentlichen Bildungsauftrages.
Warum gibt es Bedarf speziell für diese Sprachen?
Der Krieg in Syrien und daraus resultierende Fluchtbewegungen haben entscheidend dazu beigetragen. Viele der in Deutschland angekommenen Geflüchteten sprechen Arabisch. Deshalb ist dies die wichtigste Fremdsprache für ehrenamtliche Flüchtlingshelfer, die diese Menschen hierzulande unterstützen. Die Zahl dieser freiwilligen Helfer hat sich im Herbst 2015 massiv erhöht und einen großen Bedarf für dieses neue Kurs-Angebot geweckt. Die Lehrgänge an den Berliner Volkshochschulen waren schon innerhalb weniger Tage ausgebucht. Farsi richtet sich an Geflüchtete aus dem Iran. Für andere Fremdsprachen wurde noch kein Bedarf angemeldet. Mit Geflohenen aus afrikanischen Ländern etwa können sich die Helfer meist in Englisch oder Französisch verständigen.
Wer belegt ihre Kurse und wieviele Teilnehmer gibt es?
Die Kursteilnehmer sind vor allem ehrenamtliche Helfer, die sich bereit erklärt haben, Geflüchtete in Deutschland zu unterstützen und ihnen das Ankommen zu erleichtern. Sie wollen sich mit ihnen sprachlich verständigen können. Alters- und geschlechtsspezifisch ist das Klientel bunt gemischt. Aus pädagogischen Gründen begrenzen wir die Teilnehmerzahl der Kurse auf 18. An der Volkshochschule Pankow gab es im Halbjahr 2015/16 acht Arabisch-Kurse für Flüchtlingshelfer mit etwa 130 Teilnehmenden.
In welchem Umfang werden die Kurse angeboten und welche Kenntnisse werden vermittelt?
Es gibt verschiedene wöchtentliche Angebote. Zum einen haben wir zwei- bis dreiwöchige Grundkurse für Flüchlingshelfer. In denen wird einfaches mündliches Basiswissen vermittelt, um eine Kommunikation über einfache alltägliche Dinge zu ermöglichen. Zum anderen gibt es Kurse mit sechs bis acht Terminen, die sich über zwei bis drei Monate erstrecken. Auch hier wird auf die arabische Schriftsprache verzichtet und es geht um einfache Kommunikation und die richtige Aussprache. Während in üblichen Arabisch-Kursen der VHS das Alphabet und die Schrift eingeübt wird, wird Flüchtlingshelfern nur angewandte Sprachpraxis vermittelt. Sie lernen, nach dem Weg zu fragen, sich über körperliche Befindlichkeiten, Kleidung, Essen und Trinken, Familienverhältnisse und Emotionen auszutauschen.
Wer unterrichtet die Flüchtlingshelfer?
Unsere Dozenten sind Native Speaker und zugleich ausgebildete Lehrkräfte, die auch reguläre VHS-Kurse in Arabisch bzw. Farsi anbieten. Oft engagieren sie sich neben ihrer Lehrtätigkeit selbst ehrenamtlich für Geflüchtete, indem sie etwa Landsleute im Umgang mit Behörden unter die Arme greifen. Sie haben in der Regel engen Kontakt mit ihnen und wissen alle, worauf es in der Praxis für Flüchtlingshelfer ankommt. Wer Interesse hat, an der VHS eine Fremdsprache für Flüchtlingshelfer anzubieten, sollte Native Speaker sein, über ein Hochschulstudium in der jeweiligen Sprache verfügen und dazu didaktische Fähigkeiten und Lehrkompetenz mitbringen. Interessierte Lehrkräfte oder Flüchtlingshelfer können sich an den einzelnen Volkshochschulen vor Ort über die jeweiligen Kursangebote informieren.
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