Erfahrungsbericht Türkei: Kleine Nachtmusik in Istanbul
Als 25-jähriger Bachelor-Student der Kulturwissenschaften an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder stehe ich kurz vor dem Abschluss. Ein mehrmonatiger Aufenthalt im Ausland reizte mich schon immer und ist Bestandteil des international ausgerichteten Studiengangs. Ich hatte bereits einen Studienplatz in Estland sicher, als mich auf einer einwöchigen Exkursion in Istanbul im Herbst 2012 die Stadt mit ihrer Vielfalt und Atmosphäre so stark beeindruckt hat, dass ich mich für ein Auslandssemester am Bosporus entschieden habe.
Partner-Uni mitten im Zentrum
Von September 2013 bis Februar 2014 studierte ich Kulturwissenschaften an der Bilgi Üniversitesi, einer Partner-Uni der Viadrina. Zum einen fand ich das Studienprogramm sehr interessant, außerdem liegt die Uni sehr zentral mitten in Istanbul. Ich war in einem Bachelor-Programm eingeschrieben. Mein Tipp für alle, die inhaltlich besonders viel mitnehmen möchten aus ihrem Auslandssemester: Nehmt an Master-Veranstaltungen teil.
Auf den Aufenthalt bereitete ich mich mit zwei Türkisch-Sprachkursen in Deutschland vor: einem Intensivkurs sowie einem semesterbegleitenden Kurs an der Sprachbörse der TU Berlin. Außerdem habe ich beim türkischen Konsulat ein Studentenvisum erhalten.
Die Wohnungssuche war ganz einfach, meine WG habe ich vor Ort nach nur zweitägiger Suche gefunden. Ich habe mich bewusst für eine WG mit „Einheimischen“ entschieden, um einen besseren Einblick in das Land zu bekommen und zu vermeiden, im Wohnheim zu viel Zeit mit den anderen Austauschstudenten zu verbringen. Preislich ist die Türkei ähnlich wie Berlin. Das Essen ist etwas günstiger, die Mietpreise sind vergleichbar.
Weltoffene Metropole
Sprach- und Kulturbarrieren habe ich nicht erlebt. Zwar laufen gewisse Dinge im Alltag anders, aber schließlich ist Istanbul eine weltoffene Großstadt mit über 14 Millionen Einwohnern. Mit Englisch und türkischem Grund-Sprachschatz kommt man ziemlich weit.
Einkalkulieren sollte man, dass die Bürokratie vor Ort etwas Zeit in Anspruch nimmt. Leider hat es nach meiner Ankunft in Istanbul nicht geklappt, innerhalb von zwei Monaten die Aufenthaltsgenehmigung („residence permit“) zu bekommen, so dass ich meinen Weihnachtsurlaub nicht antreten konnte. Denn ohne diese Erlaubnis kann man nicht in die Türkei zurückkehren. Ich war allerdings nicht der einzige Austauschstudent, dem das passiert ist, also ist mein Tipp: besser keinen Flug buchen, bevor nicht die Genehmigung vorliegt!
Viele Unis bieten für die Austauschstudenten Touren ins ganze Land an. Von Istanbul aus klappt das prima, denn die Stadt ist gut angebunden. Ich habe zum Beispiel einen Ausflug nach Ephesos gemacht und mir dort die antiken Ruinen angeschaut.
Stadt mit vielen Facetten
Insgesamt war es ein toller Aufenthalt in einer gastfreundlichen, kulturell vielseitigen und eindrucksvollen Stadt am Meer. Ich habe viele nette Menschen getroffen, an der Bilgi Üniversitesi einiges dazugelernt und jede Menge Spaß gehabt. Mein vielleicht schönstes Erlebnis war eine spontane Jam Session mit einem alten türkischen Ladenbesitzer und ein paar Jungs in einer meiner ersten Nächte in Istanbul. Bis tief in die Nacht saßen wir im Laden und haben zusammen Musik gemacht. Die Musikszene in Istanbul ist toll, und mit einer Gitarre habe ich ganz leicht Anschluss gefunden – auch über die Sprachgrenzen hinweg.
Cooäl!
20 Mio. Einwohner … und ich hatte ‘n Burnout nach 2 Monaten 😉
Doglmus-Fahrer in Berlin wäre übrigens mein Traumjob: leider ist UBER jetzt verboten 😉
Ich erwarte noch Tipps für’s Essen und Clubs sowie kurze Anekdoten zu deinem BESTEN und SCHLIMMSTEN Erlebnis 😉
Greeetz aus Köln
Jonas