Thüringen entdecken: Immer mehr Wessis studieren in Ilmenau
Hochschulanfänger zieht es in den Osten, dafür ist Ilmenau das beste Beispiel. Die Stadt ist ein wahrer Studentenmagnet. Aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen strömen die Abiturienten in die Universitätsstadt am Thüringer Wald. Inzwischen studieren dort mehr Westdeutsche als Ostdeutsche. Die Universität hat die Studenten des Wintersemesters 2013/14 nach ihrer Herkunft gefragt. 58 Prozent der 1 053 Erstsemester kommen aus den alten Bundesländern, das ist ostdeutscher Rekord.
Laura Laudenberg ist eine von den Seitenwechslern von West nach Ost. Die 20-Jährige aus der Nähe von Aachen (Nordrhein-Westfalen) studiert Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule. Überfüllte Hörsäle, baufällige Gebäude, unzählige Pflichtveranstaltungen – das hörte sie häufig aus Erzählungen über West-Universitäten. Im Internet suchte sie nach Alternativen und stieß dabei auf Ilmenau. „Bereut habe ich es nicht, hier zu studieren. Ich mag kleine Uni-Städte”, sagt sie. Genauso sieht es Laura Rieg, die an der TU Ilmenau im Fach Fahrzeugtechnik eingeschrieben ist: Sie fühlt sich wohl, auch wenn in der Stadt nur rund 26 000 Einwohner leben. „Ilmenau ist das, was man daraus macht”, sagt die Studentin, die vorher in einem kleinen Ort bei Oldenburg (Niedersachsen) wohnte. „Die Menschen hier sind freundlich, es gibt gute Ansprechpartner und auch ganz nette Studentenkneipen.”
Hohe Zufriedenheit mit Uni und Stadt
Das Lehr- und Beratungsangebot überzeugt 69 Prozent der Studierenden so sehr, dass sie nach dem Bachelor einen Master in Ilmenau anschließen. Genannte Gründe für die Wahl des Studienorts sind neben der Kleinstadtgröße auch hilfreiche Ansprechpartner wie Professoren. Das Lehrangebot sei sehr vielseitig. Mehr als drei Viertel gaben bei der Befragung zum Wintersemester 2013/14 an, mit ihrem Studium zufrieden zu sein.
Dass Ilmenau einen so großen Zulauf aus Westdeutschland hat, führt Rektor Prof. Peter Scharff auch auf den Ruf der Universität zurück. Die TU Ilmenau landete im vergangenen Jahr bei einem Ranking der Zeitschrift Wirtschaftswoche unter den besten Universitäten. Das Magazin befragte 500 der größten deutschen Firmen nach den Hochschulen ihrer bevorzugten Absolventen. Gerade im Bereich Informatik schnitt Ilmenau gut ab. Das spreche sich natürlich herum, so der Rektor. Außerdem nennt er noch einen anderen Grund für die Beliebtheit der Einrichtung, der ihm immer wieder zu Ohren kommt: „Viele entscheiden sich für die TU Ilmenau, weil ihnen die Universität von jemandem, den sie kennen – Geschwister, Freunde und so weiter –, empfohlen wurde.”
Auch den Studenten Torben Hodan wundern die vielen Zugezogenen nicht. „Das ist die logische Konsequenz, weil die Unis im Westen häufig überfüllt sind und das Leben in den Städten teurer ist”, so der 21-Jährige. Er ging in Hann. Münden (Niedersachsen) zur Schule. In Ilmenau fühlt er sich gut integriert. „Unterschiede zwischen Ost und West sind unter Studierenden kaum ein Thema mehr”, sagt er. Genau wie er fand auch seine Kommilitonin Kristin Ammon aus Büchenbach bei Nürnberg (Bayern) schnell Freunde. Nur der Dialekt ist für einige Neu-Thüringer zu Beginn gewöhnungsbedürftig.
Gründe für ein Studium in Ostdeutschland
Ein Studium im Osten kommt auch bei den Erstsemestern in Erfurt, Dresden oder Rostock gut an. Das belegt eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Die Forschungseinrichtung hat die Gründe und Motivation für die Hochschulwahl untersucht. Demnach punkten Universitäten in Ostdeutschland mit guter Information und Betreuung der Studierenden. Zwischen Mecklenburg-Vorpommern bis Sachsen gaben knapp zwei Drittel der Studierenden im Wintersemester 2012/13 an, dass sie sich gut durch ihre Hochschule informiert fühlen – besonders durch den Internetauftritt und die Infoveranstaltungen der Universitäten. Im Westen sind es nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten.
Weitere Links:
http://www.tu-ilmenau.de/studieninteressierte/
http://www.tu-ilmenau.de/journalisten/uni-infos/daten-fakten-zahlen/