Rekord bei ausländischen Studierenden an deutschen Hochschulen

Humboldt University Library in Berlin, Germany

Das deutsche Bildungswesen überschritt in diesem Jahr eine symbolische Marke: Zum ersten Mal waren mehr als 300 000 Studierende aus dem Ausland an deutschen Hochschulen eingeschrieben, das sind rund 10 Prozent der Gesamtstudierenden, so laut Bundesministerium für Bildung und Forschung die Zahlen vom Wintersemester 2013/2014. Deutschland folgt bei der Zahl ausländischer Studierender im weltweiten Vergleich unmittelbar auf Großbritannien und die USA.

In seiner Publikationsreihe „Wissenschaft weltoffen“ veröffentlicht der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) seit mehr als einem Jahrzehnt mit Blick auf Deutschland einmal im Jahr Zahlen zur internationalen Mobilität der Studierenden und Wissenschaftler: Wie viele deutsche Studierende gehen in einem Jahr ins Ausland? Wie viele Studierende aus dem Ausland nehmen ein Studium in Deutschland auf? Die Ausgabe von 2014 stellt zum Teil recht detaillierte Fragen zu den Bewegungen im Wissenschaftsbereich und zeigt dabei viele Steigerungen in der Statistik gegenüber den Vorjahren.

Herkunft und Studienvorlieben

11,3 Prozent der Studierenden im Jahr 2013 stammten aus dem Ausland, mit rund 282 000 Personen also 16 000 mehr als im Jahr 2012. In dieser Zahl fasst der DAAD Bildungsausländer und Bildungsinländer zusammen. Bildungsausländer haben im Unterschied zu Bildungsinländern ihre Hochschulzugangsberechtigung weder in Deutschland noch an einer deutschen Schule im Ausland erworben. Noch nie zuvor waren so viele Bildungsausländer an deutschen Hochschulen eingeschrieben wie 2013: insgesamt rund 200 000. Annähernd die Hälfte der Bildungsausländer stammt aus europäischen Ländern – in der Mehrheit aus Ländern Osteuropas – und zu etwa einem Drittel aus Asien. Ungefähr 60 Prozent aller Bildungsausländer studieren in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Berlin. Prozentual gesehen ist der Anteil der Bildungsausländer am höchsten in den Ingenieurswissenschaften (14,9 Prozent) und in künstlerischen Studiengängen (15,8 Prozent). Absolut gesehen studieren allerdings die meisten der Bildungsausländer an deutschen Hochschulen Sprach- oder Kulturwissenschaften.

Bildungsausländer brauchen Kurse in Deutsch als Fremdsprache

Bildungsausländer kommen in der Regel erst zum Studium nach Deutschland: ein bewusster Entschluss, der aber auch Hürden bereithält. Denn wer kein deutsches Abitur vorweisen kann, muss für die meisten Studiengänge die Kenntnis der deutschen Sprache nachweisen – mit Ausnahme der Teilnahme an einigen englischsprachigen Studiengängen.

Bildungsausländer erlernen in der Regel Deutsch als Fremdsprache (DaF) – es sei denn, sie haben einen deutschen Elternteil, der Deutsch als Muttersprache an seine Kinder weitergegeben hat. Oft besuchen sie schon in ihrem Heimatland Sprachkurse, um die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH) zu absolvieren oder eine der Prüfungen, die die Hochschulrektorenkonferenz der DSH gleichgestellt hat: das „Kleine Deutsche Sprachdiplom“ oder das „Große Deutsche Sprachdiplom“ des Goethe-Instituts etwa. Andere Studierende aus dem Ausland aber lernen Deutsch erst vor Ort an einer deutschen Hochschule.

DaF-Kurse sind damit ein wichtiger Bestandteil des Curriculums deutscher Hochschulen. Deutsch zu lernen lohnt aber nicht nur, um das Studium inhaltlich erfolgreich zu meistern. Auch wenn Englisch die Verkehrssprache unserer Zeit ist: Wer die Sprache seines Gastlands spricht, hat es in vielerlei Hinsicht leichter, wie auch der DAAD auf seinem Webportal für ausländische Studierende betont.

Das Auslandsstudium– ein Weg zur Integration im Gastland?

Integration hat verschiedene Facetten. Vier Dimensionen der Integration unterscheidet die interkulturelle Theorie: eine strukturelle, eine kulturelle, eine soziale und eine identifikatorische. Strukturell integriert etwa ist, wer Zugang zum Bildungssystem und Arbeitsmarkt hat und wählen kann. Kulturell integriert ist, wer die Sprache seines Gastlands spricht, vertraut ist mit Normen und Traditionen. Der sozial Integrierte pflegt Freundschaften und Beziehungen und der identifikatorisch Integrierte fühlt sich zugehörig, als Teil der Gemeinschaft. Ein Studium in einem Land weist nach Ansicht vieler Fachleute den Weg zu einer weitreichenden, oft vollständigen Integration (vgl. hierzu Informationen des Kölner Instituts für deutsche Wirtschaft vom Frühjahr 2014). Die Theorie macht es nachvollziehbar: Wer in anderen Land studiert hat und dessen Sprache spricht, kann sich oft einfacher als andere Immigranten strukturell, kulturell und sozial integrieren – der Schritt zu einer weiter reichenden Identifikation mit dem Land der Wahl vollzieht sich danach oft automatisch.

Blickt man auf die ausländischen Studierenden in Deutschland, streben viele von ihnen eine längerfristige Integration an: mehr als 50 Prozent möchten laut einer Umfrage des DAAD nach Abschluss ihres Studiums vorerst oder für immer in Deutschland bleiben.