Erfahrungsbericht: Maites „Tanz unterm Sternenhimmel“ auf Sizilien

Maite Fischer ist 24 Jahre alt und studiert Erziehungswissenschaften und Italienisch an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Um ihre Sprachkenntnisse auszubauen, verbrachte sie mehrere Monate auf Sizilien, der größten Insel des Mittelmeers. Was sie dort erlebt und wie sie ihren Auslandsaufenthalt organisiert hat, berichtet sie dem SprachenNetz.

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© Maite Fischer

Erfahrungsbericht von Maite Fischer

Fast acht Monate arbeitete ich für den deutschen Familienreiseveranstalter “VAMOS Eltern- und Kindreisen” aus Hannover in einer Hotelanlage im Süden Siziliens. Nicht weit vom südöstlichsten Zipfel entfernt, wohnte ich in dem kleinen Dörfchen Sampieri. Wir waren einige junge Leute, die sich um die deutschen Gäste vor Ort sowie eine kreative und naturnahe Kinderbetreuung kümmerten.

Als sehr wichtig für meinen Alltag habe ich empfunden mich dem italienischen Leben ein wenig anzupassen. Ein mageres Frühstück, kein großes Mittagessen – wegen der Hitze – und eine Siesta im Anschluss. (Schlimmster Fehler: Sightseeing zur Mittagszeit!!) Und sich darauf einzulassen, dass das eigentliche Leben erst abends stattfindet. Man darf nicht vergessen, dass alle Geschäfte, Museen etc. in der Hochsaison eine sehr, sehr lange Mittagspause – oft zwischen zwei und drei Stunden –, abends dafür aber bis 23:00 Uhr o.ä. geöffnet haben.

Bei Temperaturen von 30-40°C war es sehr wichtig welche Kleidung ich dabei hatte. Ich musste mich gut bewegen können, um mit den Kindern zu spielen; also etwas Luftiges und kein dicker Stoff. Was geschlossene Schuhe und lange Hosen sind, lernte ich erst wieder im Herbst in Deutschland kennen. Dabei darf man natürlich nicht vergessen, dass man in Bella Italia ist – dort wo man großen Wert auf Kleidung und äußeres Erscheinungsbild legt. Wäre ich mir zu Hause „overdressed“ vorgekommen, so war ich in Italien immer richtig gekleidet.

Wer auf die Insel Sizilien reist, sollte unter allen Umständen ein Auto dabei haben oder sich vor Ort eins leihen! Nur mit dem Auto konnten wir die wunderbaren Strände, Naturschutzgebiete, wie Cava Grande oder Pantalica, erkunden oder in die schönen Städtchen Scicli, Modica oder Ragusa Ibla fahren. Vorerst ohne Auto, waren wir mit allem was wir brauchten auf den einzigen kleinen Supermarkt in Sampieri angewiesen, der frühestens im Frühsommer öffnet und erst in der Hochsaison ein bisschen Auswahl anbietet, bevor er im Herbst wieder schließt. Aufgrund der sommerlichen Hitze und der generellen Skepsis der Sizilianer Fahrrädern gegenüber, gaben wir die Idee uns per Fahrrad in die Nachbarorte zu bewegen schnell wieder auf, da es auf den kleinen Sträßchen fast lebensgefährlich war.

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© Maite Fischer

Ohne unseren Entdeckergeist hätten wir in Sampieri alles gehabt, was man zum Leben benötigt. Selbst die Chalets, in denen man sich tagsüber Sonnenschirme und Liegen mieten  und etwas Nettes essen konnte, verwandelten sich abends in Outdoor-Discos direkt am Meer. Da gerade in dieser Ecke Siziliens wenig Menschen Englisch sprechen, war es ein großer Vorteil, dass ich schon ein bisschen Italienisch konnte. Den kreativen Sprachversuchen und dem Reden mit Händen und Füßen meiner Kollegin waren die Italiener in der Regel zwar sehr amüsiert, aber stets aufgeschlossen und freundlich. Unsere Mädels-WG, bestehend aus meiner Kollegin und mir sowie zwei weiteren Hotelangestellten, war im Ort selbst. Wir hatten die Wohnung von der Hotelleitung gestellt bekommen und mussten uns dementsprechend nicht selbst darum bemühen. Fest steht, auf Sizilien geht nichts ohne Beziehungen oder zumindest vereinfacht es einiges. Internet ist in den Häuser nicht selbstverständlich. Aber für 70 Euro im halben Jahr bekommt man vom Telefonanbieter TIM in Italien portables Internet über einen Surfstick.

Meine Zeit auf Sizilien bescheinigte mir der Reiseveranstalter auch als Praktikum, so konnte ich es mir für mein Studium anrechnen lassen. Ich selbst habe sehr wenig geplant. Um An- und Abreise, Unterkunft und Verpflegung kümmerte sich der Reiseveranstalter und auch bei Problemen, hatte ich diesen immer im Hintergrund, wofür ich auch sehr dankbar war. Viel über die Gegend wusste ich vorher nicht, aber der ein oder andere Reiseführer und Bewohner vor Ort erzählten mir gerne was über die Dinge, die mich interessierten. Es gibt dort viel zu sehen und zu erleben. Allerdings ist die Insel touristisch noch nicht hochgradig erschlossen, also darf man weder auf deutsche Pünktlichkeit pochen, noch auf eine akribische Beschilderung o.ä. hoffen. Die Einheimischen sind aber sehr nett und helfen einem immer weiter, wenn man fragt. Ich hätte mich aber auch mit der Möglichkeit einen ganzen Sommer in Sampieri zu verbringen, anfreunden können, da man mit Strand, kleinem Supermarkt, zwei Pizzerien und einer Eisdiele, fast alles hat, was das Herz begehrt.

Mein absolutes Highlight war ein Ausflug mit ein paar Kollegen nach Pantalica. Das ist ein großer Canyon, durch den ein kleiner Fluss fließt. Mit den Rucksäcken auf den Köpfen wanderten wir in Badesachen durch den Fluss, mal knöcheltief, mal hüfthoch und konnten Feigen und Brombeeren von den Bäumen und Sträuchern essen.

Abschließend kann ich die wunderschöne Gegend Süd-Siziliens jedem nur empfehlen. Für mich waren die Freiheiten vor Ort, mit der Absicherung über den Reiseveranstalter, sehr angenehm und beruhigend. Daher denke ich gerne ans Tanzen unterm Sternenhimmel, Eis essen nachts um drei Uhr und an die Leichtigkeit der Sizilianer zurück.