Berufsbild: Fußball-Dolmetscher

KimDämpflingOb WM, Champions League oder Bundesliga: Jeder Fußball-Fan träumt wohl davon, einmal in der Kabine seines Lieblingsteams Mäuschen zu spielen. Wie spornt der Trainer in der Halbzeitpause seine Mannschaft an? Mit welchen Worten beschwört er ihren Teamgeist? Und wie reagiert die Mannschaft? Einer, der sich diesen Traum bei 1860 München erfüllen konnte, ist Kim Dämpfling. Der 33-Jährige ist unter anderem deutsch-japanischer Fußball-Dolmetscher.

Japanisch-Dolmetscher bei den „Löwen“

In dieser Funktion war der gebürtige Freiburger von Januar bis Ende Mai 2014 für die Münchner „Löwen“ und ihren japanischen Nationalspieler Yuya Osako (24) in der 2. Bundesliga tätig. Da der im Sommer nach Köln wechselt, ist Dämpflings Löwen-Intermezzo schon wieder vorbei. „Die zeitliche Beanspruchung war unterschiedlich, allerdings musste man immer abrufbereit sein. Ich hatte also indirekt einen 24-Stunden-Job, sieben Tage pro Woche – inklusive Anwesenheit im Trainingslager und in der Kabine“, erzählt Dämpfling.

Das bedeutete eine Sechs-Tage-Woche: Fünf Tage Training (mit ein bis zwei je zwei- bis dreistündigen Einheiten pro Tag) plus Spieltag. Für Kim Dämpfling eine spannende Aufgabe. „Ich hatte bei meinen bisherigen beiden Stationen viel Spaß und sehr tiefe Einblicke“, sagt der Mann, der zuvor in gleicher Weise für Eintracht Frankfurt und Takashi Inui tätig war und in der Regel als freiberuflicher Korrespondent für japanische Medien arbeitet. Schwerpunkt: Fußball. Bei 1860 fühlte er sich als Teil der Mannschaft, auf dessen Meinung die anderen Wert legten. Klar, dass er bei den Spielen mitfieberte. Privaten Kontakt zum Team hatte er, wenn „Sako“ Osako mit von der Partie war.

Fußballexperte und Deutschlanderklärer

Einen guten Fußball-Dolmetscher zeichnet laut Kim Dämpfling ein gewisses Maß an Fußballwissen aus. „Zudem benötigt man eine hohe Sprachkompetenz der jeweiligen Sprache, natürlich auch die nötigen Fußball-Fachvokabeln.“ Fast noch wichtiger ist aus seiner Sicht die soziale Kompetenz: „Man ist nicht nur das Sprachrohr für den Spieler und den Trainer, sondern muss aktiv die Sozialisierung seines Schützlings vorantreiben“, so Dämpfling. Dazu kommen organisatorische Dinge wie Amtsgänge mit dem Spieler.

Die Fußball-Begeisterung wurde ihm in die Wiege gelegt. Der Vater war Profi, der Großvater Sportjournalist. Kim Dämpfling hat nach einem Praktikum beim „kicker Sportmagazin“ an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg Japanologie, Pädagogik und Germanistische Linguistik auf Magister studiert und als freier Mitarbeiter beim „kicker“ gearbeitet. Mit Unterbrechungen lebte er knapp zweieinhalb Jahre in Japan, wo er unter anderem Erfahrungen als Austauschstudent, Praktikant und Übersetzer für offizielle Stellen in Japan sammelte. Er bereiste das Land nicht weniger als 20 Mal.

Viele Wege führen auf den Platz

Obwohl Dämpfling kein ausgebildeter Dolmetscher ist, kam über einen befreundeten Journalist 2012 die Mitarbeit für Eintracht Frankfurt zustande – als es darum ging, den Japaner Inui in die Mannschaft zu integrieren, der zeitgleich (wie später auch Osako bei 1860) einen Deutschkurs besuchte. Weitere Japaner in der Bundesliga haben japanische Übersetzer. „Über andere Dolmetscher weiß ich nicht viel“, sagt Dämpfling. „Die meisten dürften aber wohl Portugiesisch sprechen.“

Einen Königsweg zum Fußball-Dolmetscher gibt es nicht. Fußball-Leidenschaft und Know-how gepaart mit sozialer Kompetenz und entsprechenden Sprachkenntnissen mit Auslandsaufenthalten sind gute Voraussetzungen. Im Fall Japanisch ist ein Studium der Japanologie empfehlenswert. Eine Liste der Angebote im deutschsprachigen Raum findet sich bei Wikipedia. Eine weitere Studienoption ist der Master-Studiengang „Asienwissenschaften: Schwerpunkt Japanische Sprache und Translation“ an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Die akademische Ausbildung zum  Konferenzdolmetscher Deutsch-Japanisch bietet die Universität Heidelberg an.