„go out! studieren weltweit“: Warum sich ein Auslandsaufenthalt lohnt
Studierende sind nach einem Jahr im Ausland offener, mitfühlender und emotional stabiler. Dafür gibt es inzwischen handfeste Belege. Das zeigte sich bei der Fachkonferenz zur internationalen Mobilität deutscher Studierender, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) am 22. Mai in Berlin veranstalteten. Die Konferenz bildete den Auftakt zur diesjährigen StudyWorld, einer Publikumsmesse zu Studium, Praktikum und akademischer Weiterbildung. Über 200 Teilnehmer tauschten sich bei der Fachkonferenz unter anderem darüber aus, wie sich Mobilität unter Studierenden fördern lässt.
Studie zu den Auswirkungen vom Auslandsstudium
„Auslandserfahrungen beschleunigen die Persönlichkeitsreifung“, sagte die Referentin Julia Zimmermann, die als Studentin selbst mehrere Monate in Frankreich und Südafrika war. Die Wissenschaftlerin wirkte an einer Persönlichkeitsstudie der Uni Jena mit, an der 3000 Studierende von über 200 deutschen Hochschulen teilnahmen. Sie ermittelte die Auswirkungen vom Auslandsstudium und stellte fest, was viele bereits ahnten: Ein längerer Studienaufenthalt verändert die Persönlichkeit. Teilnehmer der Studie sollten in einem Zeitraum von zwei Wochen vor der Ausreise bis zwölf und 32 Wochen nach Rückkehr und Ausreise Auskunft über sich geben. Am gleichen Test nahmen Studierende teil, die in Deutschland blieben. Das Ergebnis: Nach ihrer Auslandszeit waren Teilnehmer der Studie offener für Ideen, besonders verständnisvoll und hatten weniger Ängste. Auch nach der Rückkehr gab es noch positive Effekte. Die meisten Beziehungen zu Familie und Freunden blieben stabil. Der Gewinn neuer Freunde war größer als der Verlust (Personal Network Approach 1992).
Gründe fürs Daheimbleiben
Ulrich Heublein vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) kennt auch die anderen, die nicht den Schritt nach Frankreich, Portugal oder in die USA wagen. „Finanzierung und Zeitverlust sind aus studentischer Sicht die großen Hürden“, erklärte er auf der Konferenz. Der Bildungsexperte führte repräsentative Befragungen durch. Skeptische Studierende würden sich erst gar nicht an ihren Hochschulen über Fördermöglichkeiten informieren, berichtete er. Wenn der eigene Studiengang außerdem keine internationale Ausrichtung hat und der Zuspruch in der Familie oder im Freundeskreis fehlt, geht ein Student nur selten für längere Zeit in ein anderes Land.
Mobilitätsförderung
Das DZHW, der DAAD und das Bildungsministerium betonen schon seit Jahren, wie sinnvoll längere Auslandsaufenthalte sind. „Wir wollen, dass die Studierenden internationale Erfahrungen sammeln“, betonte Ministerialdirigent Peter Greisler vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erneut auf der Fachkonferenz. Die von der Bundesregierung und dem DAAD 2006 unter dem Namen go out! studieren weltweit bekannt gewordene Initiative verfolgt das Ziel, den Anteil derjenigen Hochschulabsolventen zu erhöhen, die einen Studien- oder Praktikumsaufenthalt in einem anderen Land verbringen. 50 Prozent der Studierenden sollen für längere Zeit ins Ausland gehen. Derzeit sind es nur knapp ein Drittel.
Studierende der Wirtschaftswissenschaften und der Sprach- und Kulturwissenschaften gehen häufig ins Ausland, Mathematik-, Natur-, Ingenieurs- und Rechtswissenschafts-Studenten hingegen kaum. Dabei soll ein Auslandsaufenthalt gerade zu Studienbeginn sinnvoll ist, weil dann Studierende „besonders ansprechbar sind“, so Ulrich Heublein.
Auf der 9. StudyWorld präsentierten sich im Anschluss der Fachkonferenz 193 Aussteller aus 25 Ländern. Hochschulen, Austauschdienste und andere Bildungsanbieter stellten ihr Angebot vor, der DAAD war mit dem Sonderbereich „Bologna macht mobil“ vertreten. Besucher konnten sich darüber hinaus an zwei Messetagen mehr als 60 Vorträge zu Auslandsstudium, Stipendien und Sprachtests anhören.