Türkische Vereine und Gemeinden: Lebendige Kultur vor Ort

U-Bahn und MoscheeIn Deutschland leben knapp drei Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergund, davon etwa 180.000 in Berlin. Damit sind sie die größte Migrantengruppe in Deutschland. Bundesweit sind türkische Gemeinden und Kulturvereine beliebte Treffpunkte für alle Altersklassen.

Beispiel Berlin: Hier engagieren sich unter anderem die Türkische Gemeinde zu Berlin (TGB) und das Türkisch-Deutsche Zentrum e.V. (TDZ) . Die TGB wurde 1983 als Dachverband türkischer Vereine gegründet. Mit 76 Mitgliedsvereinen ist sie die größte Dachorganisation türkischer Vereine in Berlin, insgesamt vertritt sie fast 100.000 Mitglieder.

Das Beratungsangebot der TGB reicht von Steuer-, über Rechts- und Sozialberatung bis zu Hilfe in Staatsbürgerschafts- und Diskriminierungsfragen. Es geht darum, die Interessen türkischer Mitbürger gegenüber deutschen und türkischen Institutionen zu vertreten und Lösungen zu finden. „Die Beratungen stehen allen Mitbürgern offen“, erklärt Bekir Yilmaz, der Präsident der Türkischen Gemeinde zu Berlin. So würden etwa die Rechtsberatungen auch gerne von Deutschen in Anspruch genommen.

Die Gemeinde ist aber mehr als nur ein hilfreicher Ansprechpartner vor Ort. Sie bietet themenspezifische Veranstaltungen und organisiert darüber hinaus Kooperationen mit Berliner Institutionen. „Im Bemühen, einen regen Dialog mit der Mehrheitsgesellschaft zu führen, kooperieren wir unter anderem mit der Berliner Polizei“, so Yilmaz. Es geht um Job-Perspektiven für Jugendliche: Die Vereinbarung beinhaltet 100 zusätzliche Praktika für Schüler und Berufsinteressierte mit Migrationshintergrund. Auf der TGB-Homepage gibt es hierfür eine extra Jobbörse. Politisch hat sich die Gemeinde unter anderem für die doppelte Staatsbürgerschaft eingesetzt und 105.000 Unterschriften gesammelt.

Das Türkisch-Deutsche Zentrum mit Hauptsitz in Berlin-Neukölln ist in sechs weiteren Stadtbezirken vertreten und speziell dort tätig, wo viele Migranten leben, um ihnen Hilfe und Unterstützung zu bieten. Der 1996 gegründete Verein unterhält eine interkulturelle Kita und ermöglicht Integrationskurse auf verschiedenen Niveaustufen. „Momentan haben wir etwa 700 Teilnehmer in den Kursen, Tendenz steigend“, erklärt Ayla Ertürk, Leiterin der dtz – Bildung und Qualifizierung gGmbH, die selbst 18 Jahre unterrichtete.

60 Dozenten sind an verschiedenen Standorten aktiv, ihre Schüler meist Migranten türkischer, arabischer, afrikanischer oder osteuropäischer Herkunft. „Seit zwei Jahren haben wir auch viele Roma-Jugendliche aus Rumänien und Bulgarien in den Kursen“, so Ertürk. Neben Sozial- und Rechtsberatung ist die Familienhilfe ein Schwerpunkt: Vom Jobcenter geförderte interkulturelle Familienbegleiter und -lotsen unterstützen Hilfebedürftige bei Ämtergängen und im Alltag. „40 von ihnen sind für uns im Einsatz, häufig türkisch- oder arabischstämmige Mitbürger, die die Muttersprache der oft älteren Klienten sprechen“, schildert Ayla Ertürk. Mit Erfolg: Die Dienste werden positiv wahrgenommen und gern in Anspruch genommen.