Sprache des Monats: Türkisch

Flag of turkeyTürkisch ist die meist gesprochene Turksprache. Sie ist eine sogenannte agglutinierende („anleimende“) Sprache, das heißt, grammatische Funktionen werden mit Wortbildungsbausteinen direkt an das Wort angehängt. Beispiel: ev (das Haus), evler (die Häuser), evlerim (meine Häuser), evlerimde (in meinen Häusern). Auf diese Weise entstehen wie im Beispiel neue, mit zunehmender Information längere Wörter oder vorhandene Wörter werden zu Sätzen konstruiert.

Charakteristisch ist auch das Fehlen von Artikeln. Nilgün Hascelik, Projektleiterin des Interkulturellen Beratungszentrums in Berlin-Neukölln, beschreibt die türkische Sprache als „sehr vielfältig, dialektreich, melodisch und klangreich“. Freud und Leid werden oft in Liedern ausgedrückt. Jedes Wort habe seinen eigenen Inhalt. „Ich kann meine Emotionen in der türkischen Sprache besser zum Ausdruck bringen“, sagt sie. Meist träume sie auch auf Türkisch.

In Deutschland sprechen etwas mehr als zwei Millionen Menschen Türkisch (Hörprobe: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/97/Turkce.ogg) – weltweit sind es etwa 85 Millionen, davon knapp 58 Millionen Muttersprachler in der Türkei, wo es ebenso wie im türkischen Teil Zyperns Amtssprache ist. Für Nicht-Muttersprachler ist Türkisch aus Sicht Hasceliks leicht zu lernen, weil für einen Begriff stets mehrere Synonyme zur Verfügung stehen und sich Lerner das für sie einfachere Worte aussuchen können. Türkischkurse in Deutschland werden an Sprachschulen, Hochschulen und Volkshochschulen auf verschiedenen Niveaustufen angeboten. Wer dabei noch schlemmen möchte, dem sei „Türkisch für Feinschmecker“ empfohlen.

© Deniz Julia Güngör

© Deniz Julia Güngör

Was wie ein exklusiver Restaurant-Tipp oder ein Filmtitel klingt, ist in Wahrheit ein Intensiv-Abendkurs, um handlungsorientiert Türkisch zu lernen. Dabei wird gelernt und gekocht. Der Fokus liegt auf der Sprache, das Kochen dient als Sprachlernmedium. Auf die Idee kam die Anbieterin Deniz Julia Güngör, Turkologin und Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache, während ihrer Magisterarbeit. Titel der Arbeit: „Die türkischen Bezeichnungen für die Teile von Schlachttieren am Beispiel Rind“. Eine linguistisch-kulturhistorische Arbeit über die Entwicklung kulinarischen Vokabulars.

„Dabei bemerkte ich eine erstaunliche Bandbreite an sprachlichen Redemitteln und Wortschatz, die nützlich für den Sprachunterricht sein und das Erlernen durch den Praxisbezug vereinfachen könnten“, erzählt Güngör, die das Kochen im Familienkreis lernte. Kulinarische Themen bieten viele Sprachanlässe und die Kurse in Berlin-Neukölln sind seit dem Start 2012 gut besucht. „Die Altersspanne reicht von 18 bis 60 plus“, so Deniz Julia Güngör. Sie freut sich über Anfänger und Fortgeschrittene – das gilt für die Türkischkenntnisse wie für die Kochkünste!