15 Jahre Bologna-Prozess: Ergebnisse und Entwicklungen ernüchtern frühere Befürworter
Innerhalb der letzten 15 Jahre wurde viel zum Thema Hochschulreform/„Bologna-Prozess“ berichtet. Seit 1999 haben zahlreiche europäische Universitäten ihre Strukturen verändert und ihre Studiengänge und -abschlüsse harmonisiert. Ein Element dieser europaweiten Vereinheitlichung ist die Einführung von Bachelor- und Master-Abschlüssen nach nordamerikanischem Vorbild. Im Gegensatz zu den alten deutschen Studienmodellen Diplom und Magister verkürzt sich somit die Regelzeit der Hochschulausbildung auf drei Jahre im Bachelorstudium, bzw. auf fünf Jahre, falls zusätzlich der Master angestrebt wird.
Das neue System sollte, so die Befürworter in Deutschland, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft stärken und die Sozialkassen entlasten, da durch den früheren Berufseintritt jüngere Leute früher Beiträge zahlen könnten. Ein zweites Ziel der Befürworter war die Bekämpfung des Fachkräftemangels durch den früheren, berufsqualifizierenden Bachelorabschluss.
Zu Beginn des Bologna-Prozesses versicherten viele der wichtigsten deutschen Wirtschaftsunternehmen mit der „Bachelor-Welcome“-Erklärung dem Staat Bedarf und Interesse an jüngeren, schneller ausgebildeten Studierenden. Unter anderem die Deutsche Telekom setzte sich für eine Verkürzung der Studienzeit und gleichzeitige Verbesserung der Studienqualität ein.
Mittlerweile sehen selbst einstige Befürworter der Hochschulreform deren Folgen nicht nur positiv. Markus Lecke, Personaler bei der Telekom dazu: „Das Alter spielt keine Rolle. Wichtig sind Auslands-, Praxis- und Lebenserfahrung.“ Zu ähnlichen Schlüssen gelangt eine Studie der Personalberatung Access KellyOCG aus dem Jahr 2010, nach der 62 Prozent der Personalmanager die Absolventen für zu jung, unerfahren und unreif halten.
Vor allem die Frage, wie die Bildung organisiert sein muss, um einen früheren Berufseinstieg zu ermöglichen, ist nach Meinung der Kritiker des Bologna-Prozesses noch nicht hinreichend beantwortet. Allerdings hat Harmonisierung auf europäischer Ebene dazu beigetragen, heutigen Studierenden, Auszubildenden, Praktikanten und Schülern einen Auslandsaufenthalt zu erleichtern. Besonders die Anerkennung im Ausland erworbener Studienleistungen war vor der Hochschulreform nur schwierig oder sogar gar nicht möglich. Die Angleichung der Studiensysteme in Europa hat dies vereinfacht und zur Förderung der internationalen Studienmobilität beigetragen.
Mit diesen und anderen Themen rund um die internationale Mobilität deutscher Studierender befasst sich am 22. Mai 2014 die Fachkonferenz „go out! studieren weltweit“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der StudyWorld 2014 in Berlin.