Zum Arbeiten ins Ausland: Au-pair (Teil 5)
Wer jung ist, Kinder mag und die Fremdsprachenkenntnisse verbessern möchte, kann sein bzw. ihr zeitweiliges Glück als Au-pair in einem anderen Land finden. Agenturen vermitteln mit Au-pair-Programmen weltweit Plätze in Gastfamilien. “Wir arbeiten mit Partneragenturen im Ausland zusammen, um dort Au-pairs aus Deutschland in Gastfamilien unterzubringen”, erklärt Oliver Rolle, Geschäftsführer von au-pair-berlin.de.
Die Au-pairs kümmern sich um die Kinderbetreuung und leichte Arbeiten im Haushalt. „Dafür erhalten sie freie Kost und Logis sowie ein Taschengeld”, berichtet Oliver Rolle. Das belaufe sich in den meisten Ländern im Schnitt auf etwa 320 Euro pro Monat. Ein Sonderfall sind die USA: Hier werden Au-pair-Aufenthalte staatlich organisiert. Es gibt ein an den dortigen Mindestlohn gekoppeltes Salär von 800 Dollar pro Monat. Allerdings ist die Arbeitszeit mit 45 Wochenstunden üppiger als in anderen Ländern mit 25 bis 30 Stunden.
Beliebte Länder seien England, gefolgt von Australien, Spanien und Frankreich. “Die meisten Au-pairs entscheiden sich für ein englischsprachiges Land”, weiß Oliver Rolle. Hauptgrund: Gute Sprachkenntnisse. Schließlich ist Englisch ist für die meisten die erste Fremdsprache. Schweden sei ebenfalls ein gefragtes Gastland – auch hier reichen Englischkenntnisse. Mit niedrigeren Reisekosten und Vermittlungsgebühren sind europäische Länder günstiger als Ziele in Übersee.
Wesentliche Gründe für die Teilnahme an Au-pair-Programmen sind laut Rolle der Wunsch, das Elternhaus zu verlassen, die Perfektionierung der Sprachkenntnisse für Studium oder Beruf und der Au-pair-Nachweis als Qualifikation für künftige berufliche Schritte, zum Beispiel auf dem Weg zum Erzieher oder Dolmetscher.
Das geforderte Höchstalter hängt vom Land und den jeweiligen Visa-Vorgaben ab: In den USA liegt es zum Beispiel bei 26 Jahren, in Australien bei 30 Jahren. Ein Aufenthalt dauert mindestens sechs, in der Regel aber neun bis zwölf Monate. In den USA ist die Zeitspanne auf ein Jahr festgelegt. Für andere Länder gibt es zudem zwei- bis dreimonatige Sommer-Au-pair-Angebote.
Anja Neumeister von der Agentur iSt Sprachreisen, die bundesweit jährlich mehrere hundert Au-pairs ins Ausland vermittelt, nennt Voraussetzungen, die Teilnehmer mitbringen müssen: “Notwendig sind unter anderem qualifizierte Sprachkenntnisse und der Nachweis über Kinderbetreuung, zum Beispiel als Babysitter oder durch ein Praktikum im Kindergarten.”Die Agenturen prüfen die Belege auf ihre Richtigkeit. Sie organisieren den Vermittlungsprozess mit der Partneragentur, beraten und unterstützen die Au-pairs bei der Bewerbung, Reiseplanung und in Versicherungsfragen.
Für eine Vermittlung innerhalb Europas nehmen Agenturen in Deutschland im Schnitt 160 bis 180 Euro, Australien, Neuseeland oder Kanada kosten bis zu 300 Euro. Hinzu kommen die Reise- und Versicherungskosten. Möglich sind auch Sprachkurse in der Fremdsprache. Ab zehn Wochenstunden gelten sie als außerschulische Weiterbildung – und das Kindergeld wird weitergezahlt
Neben Agenturen vermitteln auch teils kostenlose Internet-Plattformen Direktkontakte zu Gastfamilien im Ausland. Oliver Rolle rät Interessenten jedoch, sich an eine Agentur zu wenden, weil diese die Familien in der Regel besuchen und einen Eignungs-Check vornehmen. “In fünf bis acht Prozent der Fälle kommt es trotzdem zu Schwierigkeiten in der Familie”, so Rolle. Solche Konflikte werden in einem Gespräch mit den Beteiligten und der Partneragentur vor Ort geklärt oder es kommt zum Wechsel in eine andere Gastfamilie.