Projekt LiMA: Mehrsprachigkeit positiv für geistige Entwicklung
Laut Daten des Statistischen Bundesamtes lebten im Jahr 2006 15,1 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Hamburg, das „Tor zur Welt“, ist seit jeher Anziehungspunkt für Menschen aus der ganzen Welt. Allein an Hamburger Schulen werden beinahe 200 verschiedene Sprachen gesprochen. Grund genug für Professorin Ingrid Gogolin von der Universität Hamburg das Projekt LiMA ins Leben zu rufen. LiMA steht für Linguistic Diversity Management in Urban Areas und ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt. Erziehungswissenschaftler, Sprachwissenschaftler, Psychologen, Rechtswissenschaftler, Wirtschaftswissenschaftler sowie Stadtplaner erforschen gemeinsam den Umgang mit vielfältigen Sprachen in Großstädten. Ziel ist es, die sprachliche Vielfalt in Großstädten zu erhalten und die Talente von mehrsprachigen Menschen zu fördern. Dafür untersuchen die Wissenschaftler die Sprachentwicklung in Familien, im Freundeskreis, in der Schule sowie beim Übergang in den Beruf. Aus den langjährigen Beobachtungen leiten sie anschließend Empfehlungen ab, wie ideale Strukturen und Bedingungen in Großstädten aussehen müssen, damit sich alle Menschen – gleich welcher nationalen Herkunft und Sprache – wohlfühlen und wie Verantwortliche in Politik und Verwaltung diese Bedingungen umsetzen können.
Warum sollte der sprachlichen Vielfalt eigentlich Rechnung getragen werden? Erziehungswissenschaftlerin Prof. Ingrid Gogolin verweist hier insbesondere auf die positiven Wirkungen bei der kognitiven Entwicklung von Kindern. Mehrsprachlichkeit trainiert, Entscheidungen zu treffen: Mit wem kann ich welche Sprache benutzen? Welches Wort gehört zu welcher Sprache? Allerdings dürfe der Nachteil der Mehrsprachigkeit nicht außer Acht gelassen werden. Denn wissenschaftlich belegt ist, dass mehrsprachige Menschen in jeder einzelnen Sprache einen geringeren Wortschatz entwickeln als Einsprachige. Bei der sprachlichen Schulbildung empfiehlt die Projektleiterin, dass alle Kinder, unabhängig von ihrer sprachlichen Herkunft, insbesondere in Deutsch und Englisch gefördert werden sollten.
Wie die aus den Untersuchungsergebnissen abgeleiteten Empfehlungen umgesetzt werden können, erproben die Mitarbeiter des Projekts in Zusammenarbeit mit den LiMA-Laborschulen ‘LiMA-LabS’ und der Bildungsbehörde vor Ort. Wissenschaftler und Lehrkräfte arbeiten gemeinsam an Praktiken, die für die Sprachförderung besonders geeignet sind.
Mehr zum LiMA-Projekt: www.lima-lama.uni-hamburg.de