Bilingualität: Für das Gehirn kein Problem
Wie können Menschen, die zwei oder mehrere Sprachen sprechen, zwischen diesen hin und her „switchen“? Immerhin besitzt jede Sprache, die ein Mensch fließend spricht, knapp 30 000 Wörter. Demnach müssten die Anstrengungen des Gehirns höher sein, unter den Tausenden von zusätzlichen Wörtern das richtige Wort in der richtigen Sprache zu wählen.
Eine neue psycholinguistische Studie der Universität Kansas beweist das Gegenteil: Das Gehirn trifft die Auswahl von Wörtern in den jeweils gesprochenen Sprachen scheinbar mühelos. Der Forscher Mike Vitevitch verdeutlicht die Arbeit des Gehirns anhand eines bildlichen Beispiels: Man stelle sich das menschliche Gehirn als einen Kühlschrank vor und die verschiedenen Sprachen als Äpfel und Orangen. Wenn ich Appetit auf einen Apfel habe, würde niemand auf die Idee kommen, jedes Obst im Kühlschrank zu nehmen, um zu sehen, ob es ein Apfel ist. Je nachdem, welches Obst ich essen möchte, wähle ich in einem ersten Schritt zunächst die richtige Obstsorte und picke mir innerhalb dieser meinen Favoriten aus. Ab und an kann es passieren, dass ich fälschlicherweise eine grünliche Orange für einen Apfel halte und eine falsche Wahl treffe.
Nichts anderes passiert nach Vitevitch im menschlichen Gehirn, wenn ihm verschiedene Sprachen zur Auswahl stehen. Je nachdem, welche Sprache gerade benötigt wird, wählt das Gehirn diese in einem ersten Schritt aus und sucht in einem zweiten Schritt innerhalb der gewählten Sprache nach dem gewünschten Wort. Bei der richtigen Sprachauswahl können gelegentlich „Fehlgriffe“ auftreten.
Bilingualität ist für das Gehirn somit gar kein Problem. Ein Grund mehr Fremdsprachen zu erlernen.
Zum Original in der Science Daily