Übersetzte Übersetzungen für mehr Sprachenvielfalt im Internet
Eine folgenreiche Sprachrevolution bahnt sich für das Internet an. Ende Oktober hat die internationale Internetverwaltung ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) beschlossen, dass ab 2010 auch Internetadressen ohne lateinische Buchstaben zugelassen werden. 1,6 Milliarden Menschen nutzen laut ICANN das Internet, mehr als die Hälfte davon kommt aus Ländern, die keine lateinischen Schriftzeichen nutzen, darunter die mit Abstand bevölkerungsreichsten Länder der Welt, China und Indien.
Die Adress-Endungen, sogenannte Top-Level Domains, wie „.de“ für Deutschland, sollen nach diesem Beschluss unter anderem in chinesischen, arabischen oder kyrillischen Schriftzeichen registriert werden können. So können in Zukunft komplette Internetadressen mit verschiedensten Schriftzeichen möglich sein.
Dafür muss im Netz fortan „doppelt übersetzt“ werden. Denn Internetadressen bestehen letztlich aus Zahlen, den IP-Adressen, die von Namensservern in einfach zu merkende Adressen übersetzt werden. Bisher war dies nur in lateinischen Schriftzeichen möglich. Die neuen Internetadressen, beispielsweise aus chinesischen Schriftzeichen bestehend, werden zukünftig zunächst vom universalen Schriftsatz Unicode, der alle Schriftzeichen der Welt enthält, in den bisher genutzten ASCII-Schriftsatz (American Standard Code for Information Interchange) übersetzt. Dieser wird wiederum in Zahlen – in die IP-Adressen – umgewandelt. So verstehen die Namensserver letztlich auch andere Schriftzeichen.
Mitte 2010 sollen die ersten Adressen, die keine lateinischen Schriftzeichen enthalten, freigeschalten werden.