Neugeborene schreien in Muttersprache

Französische und deutsche Babys schreien unterschiedlich – zu dieser Erkenntnis kommen Wissenschaftler der beiden Länder in einer neuen Studie. Ursache seien vermutlich die unterschiedlichen Betonungsmuster im Deutschen und Französischen. Bereits im Mutterleib nehmen die Babys demnach die gesprochene Sprache ihrer Umgebung auf und geben sie nach der Geburt auf ihre ganz eigene Art, in „Schreiform“, wieder.

Verglichen wurden je 30 deutsche und französische Säuglinge, im Alter zwischen zwei und fünf Tagen. Wie sich heraus stellte schreien französische Babys eher mit ansteigender Tonmelodie, deutsche Babys machen sich mit fallender Tonhöhe bemerkbar.

Dies scheint an den bestehenden Unterschieden in der Sprachmelodie zwischen Deutsch und Französisch zu liegen. Während bei unseren Nachbarn sehr viele Wörter am Ende betont werden und sich dadurch die Tonlage erhöht, geht die Sprachmelodie bei den Deutschen in die entgegengesetzte Richtung. Ab dem letzten Drittel der Schwangerschaft nehmen Föten diese Unterschiede der Studie nach wahr. Anders als bisher angenommen ist der Melodie der Babyschreie demnach nicht allein bestimmt durch den Atemdruck. Auch die bereits im Mutterleib wahrgenommen Sprache scheint einen Einfluss auszuüben, und das Baby schon vor der Geburt für das spätere Leben zu prägen.

Mehr zur Studie in der Fachzeitschrift Current Biology vom 5. November 2009: Birgit Mampe, Angela D. Friederici, Anne Christophe, Kathleen Wermke: Newborns’ cry melody is shaped by their native language, online unter: www.cell.com/current-biology/abstract/S0960-9822%2809%2901824-7 (Volltext nur mit Abonnement zugänglich)