Zweitsprache bleibt im Hintergrund präsent

Eine Fremdsprache zu beherrschen, ist heute nahezu Pflicht. Welchen Einfluss aber hat das neu Erlernte auf das Bekannte? Ein belgisches Forscherteam an der Universität Gent hat jetzt das Zusammenspiel zwischen Mutter- und Zweitsprache untersucht. Das Ergebnis spricht nicht nur für eine starke Präsenz der Zweitsprache. Auch der positive Einfluss wurde deutlich, den das Erlernen einer Fremdsprache auf die allgemeine Sprachkompetenz hat: Wer neben seiner Muttersprache eine zweite Sprache gut lernt, den begleitet diese durchs Leben, so die Forscher in der amerikanischen Fachzeitschrift “Psychological Science”. Beim Lesen und Schreiben von Texten in der Muttersprache sei die zweite Sprache immer gegenwärtig. Es gebe wohl keine Möglichkeit, die zweite Sprache zeitweise auszublenden.

Das Team um Eva van Assche wählte 45 Studenten mit Niederländisch als Muttersprache und Englisch als Zweitsprache für die Studie aus. Die Teilnehmer sollten Sätze auf Niederländisch lesen, die jeweils ein Wort enthielten, das im Niederländischen und im Englischen ähnlich oder gleich war. Daneben gab es ein Kontrollwort, das in beiden Sprachen unterschiedlich war. Die Forscher untersuchten nun mit Hilfe der Blickbewegungen der Probanden, wie lange sie beim Lesen bei einem einzelnen Wort verweilten. Eine Erkenntnis war, dass ein Wort schneller wahrgenommen wird, wenn dieses aus einer weiteren Sprache bekannt ist. Damit erhöht sich die Lesegeschwindigkeit in der eigentlichen Muttersprache. Dies gilt zumindest dann, wenn beide Sprachen verwandt sind. Der Sprachbenutzer kann diesen Einfluss der Zweitsprache jedoch nicht bewusst steuern und auch nicht mehr ausblenden.

Quelle: WISSENSCHAFT aktuell / Association for Psychological Science