Viele Wege führen nach der Schule ins Ausland

Travel preparation for the next holidaySchulabgänger, die es nach dem Abitur in die Ferne zieht, stehen viele Wege offen. Heike Stoof-Sasse ist Beraterin für Akademiker bei der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit und als Expertin auf der StudyWorld 2014 präsent. Am Freitag, den 23. Mai um 10.30 wird sie im Vortragsprogramm der internationalen Hochschulmesse zum Katalog der Möglichkeiten eines Auslandsaufenthalts berichten. Im Vorfeld sprach sie mit dem StudyWorld 2014-Redaktionsteam und gibt im Interview einen Überblick über mögliche Perspektiven und nennt hilfreiche Tipps.

Welche Empfehlungen geben Sie jungen Menschen mit auf den Weg, die es nach der Schule ins Ausland zieht?

Überlegen Sie sich gut, welche Ziele Sie für sich erreichen wollen! Geht es vor allem darum, Sprachen oder Fachliches zu lernen? Oder wollen Sie in erster Linie Spaß haben? Und machen Sie sich Gedanken darüber, wie viel Zeit und Geld Sie investieren wollen.

Schrecken Sie nicht zurück vor Papierkram und erwarten Sie nicht, dass jemand alles für Sie vorbereitet und erledigt. Suchen Sie aber Unterstützung bei Eltern, Lehrern, Ausbildern. Machen Sie ihnen klar, dass alle etwas davon haben werden, wenn Sie ins Ausland gehen. Am meisten werden allerdings Sie selbst profitieren, denn: Jeder Auslandsaufenthalt ist ein Gewinn und bringt Sie persönlich und beruflich ein gutes Stück weiter!

Welche Optionen stehen Abiturienten offen, die nach dem Schulabschluss im Ausland tätig sein, sich dort weiterbilden möchten?

Das Angebot an Möglichkeiten nach dem Abitur ins Ausland zu gehen, ist heute größer denn je. Das macht die Auswahl aber nicht einfacher. Ganz grob gesagt gibt es:

–        Freiwilligendienste. Dabei ist zu unterscheiden zwischen geförderten und nicht geförderten Diensten sowie Langzeitdiensten ab sechs Monaten und Kurzeitdienste, die nur wenige Wochen dauern.

–        weltweite „Au-Pair“-Möglichkeiten

–        Sprachreisen und Sprachkurse, die je nach Land und Dauer unterschiedlich viel kosten

–        Jobmöglichkeiten, insbesondere in Europa im Tourismus und im landwirtschaftlichen Bereich

–        Praktika, die meist durch eine Organisation angeboten werden und deswegen Geld kosten

–        Work- & Travel-Angebote, auch Working Holiday genannt, für bestimmte außereuropäische Länder wie Kanada, Australien oder Neuseeland

–        die Möglichkeit einer Ausbildung, zum Beispiel in Ländern, die auch eine duale Ausbildung anbieten oder bestimmte Vereinbarungen mit deutschen Firmen getroffen haben

–        die Option eines Studiums, wobei sich Interessierte insbesondere über Bewerbungsbedingungen, Inhalte und Kosten erkundigen müssen

Mein Tipp: Auf der Seite des ZAV unter der Rubrik „Jobs und Praktika im Ausland“ haben wir die Möglichkeiten in der Broschüre „Nach der Schule ins Ausland“ übersichtlich zusammengestellt: www.zav.de/jobsundpraktika.

Welche Möglichkeiten sind besonders beliebt und warum?

Es gibt sehr viele Nachfragen nach Freiwilligendiensten, wobei die geförderten natürlich besonders beliebt sind. Daher sollten sich Kandidaten mindestens ein Jahr vor dem geplanten Zeitraum darum bemühen und genauestens informieren. Immer gefragter sind „Au-Pair“-Tätigkeiten. Wahrscheinlich, weil sich hier die Möglichkeit bietet, auch Geld für den Auslandsaufenthalt zu bekommen. Generell gelten Auslandserfahrung, Fremdsprachenkenntnisse, Wissen über andere Länder, aber auch Sensibilität im Umgang mit anderen Kulturen und Mentalitäten, zunehmend als wichtige Kriterien für die berufliche und persönliche Weiterentwicklung.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten werden genutzt?

Das hängt von der Art des Auslandsaufenthaltes ab. Bei geförderten Freiwilligendiensten gibt es die Kofinanzierung einer Institution, zum Beispiel der EU oder eines Ministeriums. Das heißt aber nicht, dass alles bezahlt wird. „Kofinanzierung“ meint, dass man selbst auch einen finanziellen Beitrag leistet. Oft erwarten Organisationen, dass Bewerber für einen Freiwilligendienst einen Unterstützerkreis aufbauen, indem sie mehrere Personen werben, die den Aufenthalt mit einer monatlichen kleinen Spende, in der Regel zwischen fünf und 15 Euro, unterstützen. Die Spenden werden zur Deckung anfallender Kosten verwendet. Wer jobbt, im Rahmen von Work&Travel oder als „Au-Pair“ tätig ist, verdient eigenes Geld. Wenn es hier nicht zum Leben reicht, tragen in der Regel die Verwandten dazu bei.

Studierende können BaföG beantragen, möglich sind auch Stipendien. Darum müssen sich Studenten allerdings sehr bemühen und meist hervorragende schulische Leistungen vorweisen, oft verbunden mit sportlichem, kulturellem oder gesamtgesellschaftlichem sozialem Einsatz.

Wenn Sie eine allgemeine Checkliste für einen Auslandsaufenthalt nach dem Abitur erstellen müssten: Was für Punkte nehmen Sie darin auf?

–        Sich Gedanken über zwei Kernfragen zu machen: Was will ich erreichen mit dem Auslandsaufenthalt? Wohin will ich?

–        Zugangsvoraussetzungen recherchieren: Brauche ich eine Austauschorganisation? Welches Bewerbungsverfahren gibt es? Reichen meine Sprachkenntnisse aus?

–        Finanzierung klären und den Bedarf abschätzen

–        Weiteren Klärungsbedarf checken: Wichtig sind hier immer Einreise- und Aufenthaltsregelungen und Sozialversicherungen, speziell die Bestimmungen der Krankenkasse

Mein genereller Tipp: Nutzen Sie die Chance, nach der Schule ins Ausland zu gehen – Machen Sie den Auslandsaufenthalt zu Ihrem persönlichen Gewinn!

Bei welchen Institutionen können sich Interessierte über wesentliche Angebote informieren?

Die erste und wichtigste Anlaufadresse ist www.rausvonzuhaus.de – hier finden Neugierige neutrale Grundinformationen zu allen Programmen, können sich etwa über den „Online-Auslandsberater“ selbst über mögliche Ziele klar werden und dann weitere Informationen sammeln. Über diese Adresse kommt man zu allen anderen wichtigen Institutionen. Die Seite ist ein Projekt des IJAB (Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.) und wird inhaltlich gestaltet von Eurodesk (europäisches Informationsnetzwerk). Da Eurodesk vom Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend und von der EU-Kommission gefördert wird, ist der Service kostenlos, neutral und trägerübergreifend. Die Webseite www.wege-ins-ausland.org bietet ebenfalls wichtige und umfangreiche Informationen zum Thema.

Wenn es ums Studium geht, würde ich zunächst die Seite des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) empfehlen. Unter www.go-out.de oder www.daad.de finden Schulabgänger gute aktuelle Berichte, Infos zum Studium im jeweiligen Land, Hinweise zu Finanzierungsmöglichkeiten und weitere nützliche Hinweise.

TIPP: Weitere hilfreiche Links sind auch auf der auf der StudyWorld Webseite zu finden: http://www.studyworld2014.com/besucher_links.php